„Rate mal, wer dran ist?“ und andere Fallen

Gangster nutzen die Gutgläubigkeit der Menschen aus - Opfer sind aber nicht nur die Naiven und Arbeitslosen. Die Polizei kennt alle Tricks, aber immer wieder fällt jemand drauf rein.
von  Abendzeitung
"Lassen Sie keine Fremden in Ihre Wohnung", rät die Kripo.
"Lassen Sie keine Fremden in Ihre Wohnung", rät die Kripo. © dpa

MÜNCHEN - Gangster nutzen die Gutgläubigkeit der Menschen aus - Opfer sind aber nicht nur die Naiven und Arbeitslosen. Die Polizei kennt alle Tricks, aber immer wieder fällt jemand drauf rein.

Wie konnte ich nur?“ Das fragen sich Opfer von Trickbetrügern, wenn es zu spät ist. Und es sind keineswegs nur ältere oder besonders gutgläubige Menschen, die auf die Maschen der Täter reinfallen.

Der alte Bekannte

„Wir kennen uns doch!“, sagt der nette Mann im U-Bahnhof Max-Weber-Platz. „Ich wüsste nicht, woher“, antwortet Rentner Siegmund S. und will weitergehen. „Aber ja doch! Erinnern Sie sich nicht, damals..?“ Der Fremde lässt nicht locker, bis Siegmund S. wirklich an angeblich gemeinsame Zeiten glaubt. Und bald auch an die Geschichte von der Notlage, vom kranken Kind des Fremden, das „jetzt dringend 50 Euro“ braucht. Erst nachdem der Geldschein weg ist und der „Bekannte“ auch, kommen das Nachdenken und die Reue.

Der neue Nachbar

„Ich hab mich ausgesperrt“, sagt der „neue Nachbar“ zu Erzieherin Anna N. in der Kita: „Ganz schnell“ brauche er 120 Euro für den Schlüsseldienst – in bar: „Ich weiß heute nicht, warum ich darauf reingefallen bin“, sagt die 41-jährige.

Der Verirrte

„Wo geht’s denn hier nach Mailand?“ fragt der Autofahrer mit dem dicken BMW den Münchner Willi R. Als Dank für die Wegbeschreibung öffnet der Mann den Kofferraum und „schenkt“ dem Rentner eine „Armani-Jacke“. 50 Euro für das Geschenk, das sei ja nicht zu viel, oder? Findet Willi R. auch. Die Jacken sind Schund, und die 50 Euro sind weg.

Die Gestrandete

„Mir fehlen sechs Euro für den Heimweg“, sagt die junge Frau am Hauptbahnhof: „Ich hab aber nur einen Zehner“, sagt Student Kilian Z. Der 20-Jährige wundert sich noch nicht mal, als die „Gestrandete“ schlagfertig sagt: „Ich kann rausgeben.“ Erst als Geld und Frau weg sind, besinnt sich der künftige Jurist. Als die zweite Frau auf ihn zukommt, mit der gleichen Tour, ist er schlauer: „Kollegin war schon da.“

Der Enkel-Trick

Mit der Frage „Rate mal, wer dran ist?“ besteht am Telefon ein gewisse Chance, dass die Oma an ihren Enkel glaubt, von dem sie so lange nichts mehr gehört hat. „Bis zu fünf Mal wird dann gefragt, bis die Dame glaubt, sie habe wirklich jemandem am Rohr, von dem sie lange nichts mehr gehört hat“, sagt Reinhold Bergmann, zuständiger Kommissariatsleiter beim Polizeipräsidium München. Die Täter nutzen die Vertrautheit aus, um die Opfer auszuplündern. Dieser Trick war vergangenes Jahr besonders populär, sagt Veit Schiemann von der Opferschutz-Organisation „Weißer Ring“.

mm.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.