Rabiat, diebisch, 76 Jahre - Rentner macht München unsicher
Ein Rentner aus Augsburg macht im geliehenen 7er BMW mit über 50 Diebstählen das Münchner Umland unsicher – und kommt trotzdem frei.
PULLACH/MURNAU/MÜNCHEN/AUGSBURG Vor diesem Rentner war nichts sicher: Ein 76 Jahre alter Augsburger entwendete offenbar so gut wie alles, was nicht niet- und nagelfest war. Horst K. stahl Geldbörsen und Wertsachen in Schwimmbädern und Büros und „spezialisierte“ sich auf Supermärkte. Dort hielt er gezielt Ausschau nach Einkaufswagen, an denen Handtaschen samt Geldbörsen hingen – die nahm er mit. Nach einer spektakulären Flucht Anfang Mai wurde der Rentner jetzt gefasst. Weit über 50 Mal ermittelte die Polizei bereits gegen ihn, trotzdem ließ ihn der Ermittlungsrichter gestern wieder laufen.
Die spektakuläre Flucht: Am 3. Mai fuhr der diebische Rentner in einem 7er BMW, den er sich von einer Münchner Bekannten ausgeliehen hatte, auf den Parkplatz von Edeka in der Wolfratshauser Straße in Pullach. Im Supermarkt, zwischen Äpfeln und Kartoffeln, sah er einen Einkaufswagen, in dem eine Handtasche lag. Die Besitzerin (63) war abgelenkt. Horst K.s Stunde hatte geschlagen. Er schnappte sich die Börse.
Die Frau merkte den Verlust wenig später. Sie sah sich um und sah Horst K., wie er versuchte, sich hinter einem bauchhohen Regal zu verstecken. Die Frau schlug Alarm, zwei Angestellte verfolgten den mutmaßlichen Dieb.
Horst K. stieg in den geliehenen BMW und wollte gerade losfahren, als einer seiner Verfolger (27) die Fahrertür öffnete, um ihn zur Rede zu stellen. Doch Horst K. knallte die Tür wieder zu, raste mit quietschenden Reifen los. An der Ausfahrt des Parkplatzes versuchte der Verfolger den Flüchtenden erneut zu stoppen. Doch Horst K. fuhr frontal auf den Mann zu – nur mit einem Hechtsprung konnte sich der Verfolger retten.
Im Zuge der Ermittlungen fand die Münchner Polizei heraus, dass der BMW im Zusammenhang mit weiteren Diebstählen und Betrügereien in Weilheim, Murnau und Tölz aufgetaucht war. In Murnau soll Horst K. mit einer gestohlenen EC-Karte eingekauft haben. Als er in dieser Woche erneut in dem Markt auftauchte, erkannte ihn eine Verkäuferin. Sie rief die Polizei – Festnahme.
Doch ins Gefängnis muss Horst K. zumindest vorerst nicht, der Ermittlungsrichter ließ ihn gestern wieder laufen. Begründung: Horst K. hat einen festen Wohnsitz.
job, VaP