Rabbiner-Konferenz und Charlotte Knobloch fordern: "Mehr Schutz für jüdische Einrichtungen"

München - Seit dem 7. Oktober, seit dem Überfall der Hamas auf Israel und den folgenden pro-palästinensischen Demonstrationen, wachsen die Furcht und die Unsicherheit bei jüdischen Menschen. Das Macht sich in hier in Bayern aber auch in ganz Europa bemerkbar.
"Die Angst hat sich eingeschlichen": Austausch der Antisemitismus-Beauftragten soll helfen
In Bayern ist dieser Trend zu beobachten. "Die Angst hat sich eingeschlichen", erklärt Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde im AZ-Gespräch. Aber sie betont auch, dass sie Vertrauen habe. "In Politik und Justiz wird bereits viel getan, um Judenhass zu bekämpfen. Trotzdem sind in der aktuell angespannten Lage Angst und Unsicherheit in der jüdischen Gemeinschaft groß."
Um dem entgegenzuwirken, hatte Justizminister Georg Eisenreich (CSU) am Montag kurzfristig zu einem "Austausch" der 22 Antisemitismus-Beauftragten bei der bayerischen Staatsanwaltschaft mit Vertretern des israelischen Generalkonsulats, des Zentralrats der Juden und eben Charlotte Knobloch in den Justizpalast eingeladen.
Konkrete Forderungen in München: "Jüdische Familien fürchten um ihr Leben"
Europas Rabbiner fordern angesichts antisemitischer Übergriffe besseren Schutz für jüdische Einrichtungen in Europa. Die Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER) appelliere an die Regierungen, "alles in ihrer Macht Stehende zum Schutz des jüdischen Lebens und der jüdischen Gemeinden zu unternehmen", teilte das Gremium in München am Dienstag mit. "Fast alle Synagogen und jüdischen Einrichtungen" seien von antisemitischen Vorfällen betroffen. "Jüdische Familien fürchten um ihr Leben." Das sei nicht hinnehmbar.
"Juden sollten keine Angst haben, in die Synagoge zu gehen, ihre Kinder zur Schule zu schicken oder in der Öffentlichkeit eine Kippa zu tragen", teilte die Rabbiner-Konferenz mit. Neben besserem Schutz forderte das Gremium unter anderem mehr Anstrengungen bei der Verfolgung antisemitischer Straftaten, hartes Durchgreifen in sozialen Medien und die Ausweisung von Nicht-EU-Bürgern, die "wegen Terrorismus oder Judenhass verurteilt wurden".
Als Europäisches Rabbinat vertritt die ursprünglich 1956 in Großbritannien gegründete CER nach eigenen Angaben rund 1000 Mitglieder und 800 aktive Rabbiner von Dublin bis Wladiwostok – und damit die größten jüdischen Gemeinden Europas.
Andreas Franck will konsequent gegen Judenhass vorgehen
Mit dabei auch der Zentrale Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Justiz, Oberstaatsanwalt Andreas Franck. Ihm sei wichtig, zu zeigen, dass die jüdischen Menschen nicht allein sind und man geschlossen gegen Antisemitismus vorgehen müsse.
Und der Minister ergänzt: "Die bayerischen Staatsanwaltschaften schreiten bei jedem Anfangsverdacht von Straftaten wie Volksverhetzung oder der Billigung von Straftaten konsequent ein. Judenhass gibt es an den Rändern, in der Mitte der Gesellschaft und unter Zuwanderern. Es ist unsere Aufgabe, diesen zu erkennen, zu benennen und zu bekämpfen."