Von 95 auf 74 Prozent: S7 erlebt dramatischen Einbruch

In Sachen Pünktlichkeit wartet die S-Bahn im Vergleich zum ersten Halbjahr mit einem neuen Negativrekord auf. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft hat die Daten und nennt die Gründe.
Guido Verstegen
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Im Oktober 2025 kamen laut BEG nur noch etwas mehr als 80 Prozent aller Züge pünktlich an.
Im Oktober 2025 kamen laut BEG nur noch etwas mehr als 80 Prozent aller Züge pünktlich an. © Guido Verstegen

Die Züge der Münchner S-Bahn werden zunehmend unpünktlicher: Wie die Zahlen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) aus der aktuellen Erhebung aus dem Oktober 2025 zeigen, sank die Zuverlässigkeit der S-Bahn im Vergleich zum Frühjahr rapide ab.

Pünktlichkeit der Münchner S-Bahn: Abwärtstrend setzt im zweiten Halbjahr ein 

Im Oktober kamen laut BEG nur noch etwas mehr als 80 Prozent aller Züge pünktlich an, auf manchen Linien waren es etwas mehr als 70 Prozent. So schlecht stand die Münchner S-Bahn Sachen Pünktlichkeit bisher noch nie da.

2024 lag die Pünktlichkeit der Münchner S-Bahn über das gesamte Kalenderjahr hinweg betrachtet bei der bis dahin schlechtesten Marke von 87 Prozent, 2023 waren es etwa 90 Prozent. Immerhin: Bevor heuer der Abwärtstrend einsetzte, wurde die Pünktlichkeit noch mit 91,2 Prozent (erstes Halbjahr 2025) beziffert.

Kampf der Verspätung: Neues elektronisches Stellwerk am Ostbahnhof soll helfen

"Mehr als die Hälfte aller Verspätungen waren auf infrastrukturbedingte Störungen zurückzuführen, also auf Störungen an Leit- und Sicherungstechnik, Weichen, Gleisen und Bahnübergängen", teilt die BEG zu den Ursachen für die Verspätungen mit.

Mehr als die Hälfte aller Verspätungen waren laut BEG auf Störungen an Leit- und Sicherungstechnik, Weichen, Gleisen und Bahnübergängen zurückzuführen.
Mehr als die Hälfte aller Verspätungen waren laut BEG auf Störungen an Leit- und Sicherungstechnik, Weichen, Gleisen und Bahnübergängen zurückzuführen.

Die Deutsche Bahn (DB) begegnet den Problemen mit der Errichtung neuen elektronischen Stellwerk am Ostbahnhof. Die laut DB modernste Anlage ihrer Art in ganz Deutschland wurde im Juni eröffnet, als die Pünktlichkeit der S-Bahn nur noch bei 87,9 Prozent lag.

Trennung der S7 sorgt für Zunahme an Verspätungen

Auch die Trennung der bisherigen S-Bahn-Linie 7 sollte Besserung bringen. Seit Dezember vergangenen Jahres fährt die neu geschaffene S5 auf dem Ost-Ast nur noch von Kreuzstraße bis Pasing, während die S7 im Westen zwischen Wolfratshausen und dem Hauptbahnhof verkehrt – und das ohne Halt an der Hackerbrücke.  

Im Februar lag die S7 bei hervorragenden 95,2 Prozent Pünktlichkeitsquote, die S5 im Mai sogar bei 96,1 Prozent. Im Oktober kam die S7 nur noch auf 74,1 Prozent, die S5 pendelte sich bei rund 90 Prozent sein.

Als äußerst unzuverlässig lassen sich die S4-West (73,2 Prozent) nach Geltendorf und S6-West (73,7 Prozent) nach Tutzing kategorisieren. Auch die Züge der S4/S6-Ost (77,4 Prozent) nach Zorneding und Ebersberg sowie der S2-Ost nach Erding (75,1 Prozent) weisen zu viele Verspätungen auf. 

Viele Langsamfahrstellen, Störungen der Leit- und Sicherungstechnik

"Die nicht zufriedenstellenden Pünktlichkeitswerte bei der S-Bahn München sind maßgeblich auf den schlechten Zustand der Infrastruktur zurückzuführen, der sich vor allem in zahlreichen Langsamfahrstellen und Störungen der Leit- und Sicherungstechnik bemerkbar macht", teilt ein BEG-Sprecher auf AZ-Anfrage mit.

Für die bundeseigene Schieneninfrastruktur – also auch für das Münchner S-Bahn-Netz – sei gemäß Grundgesetz der Bund verantwortlich, "der sich hierbei seiner Infrastrukturunternehmen im DB-Konzern bedient".

BEG erwartet verbesserte präventive Instandhaltung

Die BEG dränge in regelmäßigen Gesprächen mit der zuständigen DB InfraGO auf eine schnellstmögliche Behebung der Infrastrukturprobleme und lasse sich regelmäßig über den aktuellen Sachstand unterrichten, so der Sprecher.

Man erwarte von DB InfraGO, "dass die notwendigen Ressourcen für die erforderlichen Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten schnellstmöglich zur Verfügung gestellt werden". Nur so ließen sich die Infrastruktureinschränkungen und somit auch die Auswirkungen für die Fahrgäste minimieren: "Gleichzeitig hat die BEG deutlich gemacht, dass sie eine verbesserte präventive Instandhaltung erwartet, um infrastrukturelle Einschränkungen zukünftig bereits im Vorfeld zu verhindern."

Zugausfälle bei der S-Bahn München: Das sind die Hauptursachen

"Auf externe Einflüsse gingen 13 Prozent der Fälle zurück", so die BEG weiter: "Dazu zählten witterungsbedingte Ereignisse, aber auch Ereignisse wie Personen im Gleis oder Notarzteinsätze." Haltezeitüberschreitungen hätten einen Anteil von 7,7 Prozent gehabt, 6,3 Prozent der Verspätungsfälle seien durch Fahrzeugstörungen verursacht worden, auf Bauarbeiten waren demnach 6,1 Prozent der Verspätungen zurückzuführen.

Bauarbeiten sorgen in erster Linie für Zugausfälle bei der S-Bahn München.
Bauarbeiten sorgen in erster Linie für Zugausfälle bei der S-Bahn München. © BEG-Grafik

Für die Zugausfälle im Münchner S-Bahn-Verkehr waren im ersten Halbjahr 2025 vor allem Bauarbeiten verantwortlich  (etwa zwei Drittel). An erster Stelle sind hier die Baumaßnahmen im Zusammenhang mit der Zweiten Stammstrecke und mit dem elektronischen Stellwerk zu nennen. "Infrastrukturprobleme" fließen den Tabellen zufolge hier mit 16,4 Prozent in die Statistik ein, darunter sind insbesondere Störungen an Stellwerken, Weichen und Signalanlagen. 

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  • Wolff vor 29 Minuten / Bewertung:

    Einfach mal durchzählen, wie viele Linien plus Verstärkerzüge durch die Stammstrecke fahren sollen und wie groß deren Sicherheitsabstand ist und dann überlegen, warum das wohl in 20 Minuten nicht reinpasst... schon gar nicht, wenn man immer wieder sogar auch noch Löcher von 3, 4 und mehr Minuten zulässt. Da gibt es halt natürliche Grenzen, die gewisse Leute einfach nicht wahrhaben wollen.

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  • Minga85 vor einer Stunde / Bewertung:

    Bin seit August von ottobrunn nicht mehr normal (ohne umsteigen) zum isartor gekommen. Klar wofür Auto 🤪

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  • FredC2 vor einer Stunde / Bewertung:

    ich sag nur 2040! Dann ist nämlich die 2. Stammstrecke fertig, und man kann die Staus und Verspätungen auf 2 paralleln Strecken verdoppelt einfahren, bzw. vermutlich bis dahin sogar vervierfachen.

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