Psychologin: "Paare haben es schwer"
Eine Münchner Notfall-Psychologin spricht im AZ-Interview über falsche Erwartungen – und warum es zum Valentinstag so oft kracht.
München - An drei Tagen rund um den Tag der Liebenden riefen 2012 mehr als 100 verzweifelte Menschen an. Nicht einsame und traurige Singles, wie Neumayr erzählt, sondern vor allem Frauen, die von ihrem Geschenk enttäuscht waren – und Männer, die deshalb die Welt nicht mehr verstanden.
AZ: Frau Neumayr, Sie haben die Notfallhotline zum Valentinstag gegründet. Wie sind Sie darauf gekommen?
SANDRA NEUMAYR: Ich bin seit über zehn Jahren beratend tätig und habe in meiner langen Berufserfahrung gelernt, dass der Valentinstag immer so ein Knick ist in Beziehungen aufgrund falscher Erwartungshaltungen und falscher Reaktionen. Da entstehen ganz viele Krisen.
Welche Art von Krisen sind das?
Das waren meistens Missverständnisse. Wenn ein Mann den Valentinstag nicht mag, hat die Frauen zum Beispiel fälschlicherweise daraus geschlossen, dass er sie nicht liebt. Oder sie hat sich ein romantisches Abendessen vorgestellt – und er sich etwas anderes. Häufig wird von dem Verhalten am Valentinstag abgeleitet, ob man geliebt wird, oder nicht.
Jetzt sehen aber Männer diesen Tag häufig nur als Pflichtnummer und die Frauen sehen ihn als große Liebesgeschichte. Da prallen natürlich zwei Welten aufeinander.
Ging es bei den Problemen auch um falsche Geschenke?
Ja. Wir hatten zum Beispiel einen Mann dabei, der sich richtig viel Mühe gegeben hatte. Seine Partnerin hatte sich etwas Silbernes, Wertvolles gewünscht. Er hat sich dann einen ganzen Tag freigenommen, um dieses besondere Geschenk zu finden – und hat ihr einen sehr teuren, silbernen Messerblock gekauft. Als sie das Geschenk sah, hat sie ihre Koffer gepackt und wollte ausziehen. Und er hat die Welt nicht mehr verstanden.
Was ist da passiert?
Aus seiner Sicht hatte er sich genau an ihre Wünsche gehalten. Außerdem koche sie doch so gerne. Dann hat er hier wie ein begossener Pudel angerufen. Zusätzlich schlimm war für die Frau, dass er seiner Tochter aus erster Ehe ein Silberkettchen geschenkt hatte. Da war die Beziehungskrise perfekt. Ich habe mit beiden gesprochen und sie hat dann auch verstanden, dass er sich wirklich Mühe gegeben hat. Zum Schluss konnten beide darüber lachen. Heute sind sie verheiratet.