Prozess um totes Baby im Schrank beginnt
MÜNCHEN - Alexandra Sch. (39) hat zwei ihrer Kinder sterben lassen – die Polizei fand einen toten Säugling auf ihrem Balkon in Haar. Nächste Woche beginnt der Prozess vor dem Schwurgericht.
Es war ein unfassbares Verbrechen: Mutter Alexandra Sch. (39) brachte am 5. Januar 2009 allein in ihrer Wohnung in München-Haar einen Jungen zur Welt. Sie überließ den Säugling sich selbst – bis das Kind starb.
Am kommenden Donnerstag muss sich die gelernte Einzelhandelskauffrau wegen zweifacher Kindstötung vor dem Münchner Schwurgericht verantworten – sie hatte auch im Oktober 1995 schon ein Mädchen heimlich zur Welt gebracht und sterben lassen (AZ berichtete).
Die zirka 1,60 große Alexandra Sch. lebte bis zu ihrer Festnahme mit ihrem Sohn (18) und ihrer Tochter (8) in einem Mehrfamilienhaus am Jagdfeldring in Haar. Nachbarn beschrieben sie als „sympathisch“ und „etwas dicklich“. Andere sagten, dass es bei ihr in der Wohnung öfters „laut“ zuging. Sie soll angeblich auch an Brustkrebs erkrankt sein.
Bis Anfang 2008 hatte sie einen jungen Geliebten, den 20-jährigen Martin S. Er sagt: „Ich bin zu 99 Prozent sicher, dass ich der Vater bin.“ Weinend hatte er im April 2009 Abschied von seinem Sohn genommen. Das Baby wurde im Birkenhain auf dem Waldfriedhof in Haar beigesetzt.
Die Tat kam auf, als Bekannte am 19. März 2009 den Balkon von Alexandra Sch. aufräumten. Der tote Säugling war in einer Plastiktüte und einem weiteren Stoffbeutel versteckt. Die Reaktion von Alexandra Sch. gegenüber den verdutzten Bekannten: „Die Polizei weiß schon Bescheid.“ Sie steckte das Bündel in einen Schrank, doch einer gab der Polizei einen Tipp. Am 15.April 2009 wurde Alexandra Sch. festgenommen, seitdem sitzt sie in Aichach in U-Haft. Um ihre Kinder kümmert sich das Jugendamt.
Alexandra Sch. hat die Tat bei der Polizei gestanden und gab auch eine weitere Kindstötung zu. Das Mädchen gebar sie damals über einer Toilettenschüssel. Den Säugling entsorgte sie auf bis heute unbekannte Weise.
Ihren Sohn bekam sie in der Badewanne, die mit Wasser gefüllt war. Nachdem das Neugeborene zur Welt kam, stieg Alexandra Sch. aus der Wanne und wusch sich. Sie hoffte, dass das Kind schnell stürbe. Nach einigen Minuten berührte sie den Säugling mit einem Finger und stellte dessen Tod fest. Das Verfahren ist auf sieben Tage angesetzt. Ihr drohen fünf bis fünfzehn Jahre Gefängnis. Torsten Huber
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