Prozess um Impfbetrug: Komplize gesteht

München - Im Prozess um falsche Impfzertifikate hat jetzt auch der Komplize (37) der geständigen Apotheken-Angestellten gestanden. Er sagt aber, dass Draga P. (53) die treibende Kraft gewesen sei. Außerdem sei der Schaden mit 136.200 Euro in der Anklage zu hoch angesetzt. Es seien insgesamt weniger als 100.000 Euro gewesen.
Geschäft mit Impfzertifikaten
Die Anklage lautet unter anderem auf Verstoß gegen das Impfschutzgesetz in 1.074 Fällen, Geldwäsche und Betrug. Draga P. soll zunächst aus Gefälligkeit ihrem Komplizen, den sie auf einer Dating-Plattform im Internet kennengelernt hatte, ein Impfzertifikat besorgt haben. Da sie Zugang zum Apothekenrechner hatte, war das offenbar nicht allzu schwer. Die beiden kamen dann laut Anklage auf die Idee, daraus ein Geschäft zu machen und Impfzertifikate im Darknet anzubieten.
Spannende Ermittlungen
Im Prozess ist dann der Chefermittler des Landeskriminalamtes (LKA) als Zeuge an der Reihe. Er hat die spannende Geschichte zu erzählen, wie man den beiden Angeklagten auf die Schliche gekommen war. Den Anstoß hatten die Kollegen vom Wiesbadener Bundeskriminalamt gegeben. Sie waren bei ihren Ermittlungen auf den Account des 37-Jährigen im Darknet gestoßen, hatten ein Zertifikat gekauft und waren so auf die Schwabinger Apotheke gekommen. Das fiel örtlich in den Zuständigkeitsbereich des LKA.
Die Münchner observierten nun die Apotheke. Die Ermittlungen wurden dann aber dringlicher, weil sich nun auch die Politik, genauer gesagt das Bundesgesundheitsministerium, einschaltete und aufs Tempo drückte. Weitere falsche Zertifikate sollten vermieden werden.
Durchsuchung lief reibungslos
Die Ermittler schritten zur Tat und standen zunächst in der Apotheke auf der Matte. Parallel kam man über eine Kontoverbindung auf Draga P. und stand dann bei ihr und dann auch bei ihrem Komplizen plötzlich vor der Wohnungstür, berichtet der LKA-Beamte. Draga P. wirkte bei der Durchsuchung gefasst, ruhig und "taff" auf ihn. Der Prozess wird fortgesetzt.