Prozess in München: Ist der Diakon ein Betrüger?

Fünf Männer sollen mit falschen Bankgarantien Kunden abgezockt haben. Einer von ihnen ist heute ein Geistlicher.
John Schneider |
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Millionenbetrug: Die fünf Angeklagten stehen vor Prozessbeginn mit ihren Anwälten im Verhandlungssaal des Landgerichts.
Sven Hoppe/dpa Millionenbetrug: Die fünf Angeklagten stehen vor Prozessbeginn mit ihren Anwälten im Verhandlungssaal des Landgerichts.

München - Das dürfte eine recht komplizierte Beweisaufnahme werden. Jedenfalls, wenn es auf die Erinnerung der Zeugen und Angeklagten ankommen sollte. Denn die Vorfälle, um die es bei dem Betrugsprozess am Landgericht geht, liegen viele Jahre zurück, gehen teilweise zurück bis ins Jahr 2003.

Auch die Anklage hat schon einige Jahre auf dem Buckel, sie liegt bereits seit 2013 vor. Personelle Veränderungen am Landgericht verzögerten bislang den Prozessbeginn.

Der Schaden beläuft sich auf über sieben Millionen Euro

Seit Mittwoch ist es dann aber endlich soweit. Fünf Männer im Alter von 45 bis 73 Jahren müssen sich nun wegen Kreditbetrügereien verantworten. Die Angeklagten sollen von 2003 bis 2009 über Briefkastenfirmen die Beschaffung von Darlehen und Bankgarantien versprochen haben. Dafür kassierten sie Vorauszahlungen und Provisionen.

Doch die Garantien und Kredite waren Fälschungen und Luftnummern. Den Schaden schätzt die Staatsanwaltschaft auf über 7,5 Millionen Euro. Sie geht von gewerbs- und bandenmäßigem Betrug aus. Die fünf sind demnach nur ein Teil der Bande, der sich im Laufe der Zeit verschiedene Mitglieder angeschlossen haben.

Der krasseste Einzelfall: Im Jahre 2009 wollte ein Münchner Kinderkleider-Unternehmen seinen Geschäftsbereich erweitern und brauchte dafür Kapital. Viel Kapital.

Der Geschäftsführer der Firma wandte sich an eines der Finanzunternehmen aus dem komplizierten Personen- und Firmenkonstrukt der mutmaßlichen Betrüger. Der Münchner wurde an eine Schweizer Finanz-AG vermittelt. Dafür bekam der Vermittler 50 000 Euro.

Die Schweizer boten dem Kapital-Sucher eine angebliche Bankgarantie und die Vermittlung eines Darlehens für über zehn Millionen Euro an. Als Gegenleistung sollte dieser 1,313 Millionen Euro zahlen. Was er auch tat.

Die Anklage listet dann mehrere Geldwäscher, Rechtsanwälte sowie Finanz- und Offshore-Unternehmen auf, die halfen, den Geldfluss zu tarnen – und von dem Deal profitierten. Darunter mit Dieter R. (73) auch einer der fünf jetzt Angeklagten. Er bekam 8000 Euro.

Diakon Robert K.: Die schillerndste Figur

Das Quintett zieht es am ersten von 18 Verhandlungstagen vor, zu den Vorwürfen zu schweigen. Drei von ihnen machten zumindest Angaben zu ihrer Person.

Vielleicht die schillerndste Figur auf der Anklagebank: Der Diakon Robert K. aus Polen. Mit Kollar, Kreuz und einem strahlenden Lächeln nimmt er auf der Anklagebank Platz. Der 47-Jährige soll in acht Fällen als Betrüger aufgetreten sein.

Er hatte sich nach seiner dubiosen Karriere im Finanzwesen im Jahre 2009 der altkatholischen Kirche angeschlossen. Der auf Klostermedizin spezialisierte Geistliche therapiere dort Patienten mit Wasser, wie er dem Gericht bereitwillig erklärt.

Sein mutmaßlicher Komplize, ein ehemaliger Architekt, schildert vor Gericht, dass er mittlerweile von 220 Euro Rente und dem Geld seiner Partnerin lebe.

Ein dritter Angeklagter (58) berichtet, dass er inzwischen in Brüssel als Hausmann lebt. Das Geld verdient seine Frau. Sie arbeitet bei der belgischen Bundespolizei.

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