Prozess in München: Frau sticht im Wahn auf Ehemann ein

Die 36-Jährige leidet an Schizophrenie und soll nun in einer Psychiatrie untergebracht werden.
von  John Schneider
Die 39-jährige Doris G. (Name geändert) hat ihren Mann niedergestochen. Nun steht sie vor Gericht.
Die 39-jährige Doris G. (Name geändert) hat ihren Mann niedergestochen. Nun steht sie vor Gericht. © Arne Dedert/dpa

München - Sie hat versucht, ihn mit einem Messer zu erstechen. Doch der Mann (39) im Zeugenstand scheint so gar keinen Groll gegen seine Frau zu hegen. Sie sei normalerweise "lieb und nett", erklärt er stattdessen im Gericht. Wenn sie nicht gerade Stimmen hört.

Schizophrenie war Auslöser für diese Tat

Doris G. (36, Name geändert) leidet laut Antragsschrift an Schizophrenie und ist derzeit in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Das sollte so bleiben, findet die Staatsanwaltschaft, denn die Frau sei eine Gefahr für die Allgemeinheit.

So wie am 8. Dezember 2020: Ohne ersichtlichen Grund sperrte sie zunächst ihren Mann auf dem Balkon der gemeinsamen Sendlinger Wohnung aus. Der erklärt im Zeugenstand, dass sie ihn kurz darauf aber auch wieder in die Wohnung ließ.

Nur ein Zufall verhinderte Schlimmeres  

Doch damit war die Sache nicht erledigt. Die Frau packte ein Küchenmesser und stach ihm in die Brust. Ein Rippenbogen verhinderte Schlimmeres. Es kam zum Kampf, bei dem der 39-Jährige versuchte, seiner Frau das Messer zu entreißen. Dabei kam es zu weiteren Abwehrverletzungen. Die gravierendste am Hals. Endlich gelang es ihm, beide Handgelenke seiner Frau zu fixieren und eine Nachbarin zu alarmieren.

Die Verletzungen seien nicht so schlimm, nimmt der Mann am Freitag im Prozess seine Frau in Schutz. Auch psychisch leide er nicht unter der Tat. Er berichtet aber, dass sich die 36-Jährige einige Zeit zuvor in Selbstmordabsicht selber eine Wunde am Hals zugefügt habe.

Verteidigerin: "Sie arbeitet ganz hart an sich."

Ihre Mandantin räumt die Tat ein, erklärt Verteidigerin Christina Keil. Und sie wolle alles tun, um wieder gesund zu werden. Der Aufenthalt in der Psychiatrie tue ihr gut, berichtet ihre Anwältin. "Sie arbeitet ganz hart an sich."

Doris G. kann sich nicht mehr an alles erinnern, was am 8. Dezember passiert ist, berichtet aber von Stimmen, die ihr damals befohlen haben: "Tu es, bevor etwas Schlimmeres passiert." In einer Verhandlungspause bleibt ihr Mann auf dem Zeugenstuhl sitzen und tauscht einen sehr, sehr langen Blick mit der Frau auf der Anklagebank aus. Sie lächelt sanft.

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