Prozess am Landgericht München: Falsche Polizisten - Bande nimmt ältere Frauen aus
München - Zunächst gab er sich noch etwas schamhaft, aber nach mehrfachem Nachfragen der Richterin Regina Holstein und dem guten Zureden seiner Verteidigerin Michaela Landgraf ließ sich Franz P. (22, Namen geändert) überreden und rollte seinen Kragen runter. "In dubio pro reo" (Im Zweifel für den Angeklagten) – war da zu lesen. Er mag Lateinisches, erklärt der junge Mann. Und der Rechtsgrundsatz sei ihm bei der Beschäftigung mit juristischen Themen begegnet.
Franz P. ist einer von fünf Angeklagten, bei denen die Staatsanwaltschaft allerdings keinerlei Zweifel hat, dass sie zu einer Betrügerbande gehören, die in acht Fällen versuchte mit der Masche des "falschen Polizisten" ältere Damen abzuzocken. Der Schaden soll sich auf über 400.000 Euro belaufen.
Nummer im Display endete auf 110
Laut Anklage war es die 32-jährige Münchnerin Mara N., die sich im März 2017 mit ihrem in der Türkei lebenden Bruder und dessen Bekanntem verabredete, mit Betrugsmasche Geld zu machen. Nach und nach wurden die anderen Angeklagten als Komplizen gewonnen.
Zum betrügerischen Zweck wurden dann Frauen mit altmodisch klingenden Vornamen vom sogenannten Keiler aus einem Call Center in der Türkei heraus angerufen. Die Nummer im Display endete auf 110, damit die Opfer glaubten, dass sie tatsächlich von der örtlichen Polizei angerufen werden. Die Frauen wurden gewarnt, dass ihr Geld auf der Bank nicht mehr sicher sei und dazu gebracht, hohe Beträge abzuheben und der Polizei zu übergeben. Ein "Polizist" holte das Geld dann ab. Nach einem Rechtsgespräch deutet sich am Dienstag an, dass einige der Angeklagten gestehen werden. Die Strafkammer hat sechs weitere Verhandlungstage terminiert. Ein Urteil soll am 10. Oktober verkündet werden.
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