Poschinger-Prozess: Verlobt und verheiratet – gleichzeitig!
Der Poschinger-Prozess enthüllt private Details des Angeklagten (40): Er hat ein Doppelleben geführt. Jetzt sagt die Mutter seiner jüngsten Tochter aus – und bricht mit dem Beschuldigten.
MÜNCHEN Es ist ein seltsames Wiedersehen im Münchner Schwurgerichtssaal: Neun Monate und 25 Tage hat der mutmaßliche Mörder Rainer H. (49) seine Verlobte Lena K. (25, Name geändert) nicht getroffen. Es besteht Kontaktverbot. Jetzt kommt sie als Zeugin. Sie blickt ihn nur kurz an – und sagt dann: „Ich möchte mich von der Beziehung distanzieren. Ich habe einen anderen Menschen gekannt.“
Rainer H. soll den Manager Dirk von Poschinger-Camphausen (†35) am 14. Januar erschossen haben, um dessen Audi im Wert von 50000 Euro zu rauben (AZ berichtete).
Nicht nur die Mord-Vorwürfe erschüttern die blonde Lena K. – sondern auch, dass Rainer H. ein Doppelleben geführt hat. Lena K. hat eine Tochter (9 Monate) mit ihm. Sie sagt jetzt: „Über die Zeitung habe ich erst erfahren, dass er verheiratet ist. Mir hat er von einer Ex-Freundin erzählt, die zwei Kinder hat, die nicht von ihm sind.“
Der Angeklagte ist seit 1999 mit Maria N. (32, Name geändert) verheiratet. Sie haben zwei Töchter (6 und 11). 2008 trennte sich das Paar. Auch die Beziehung zu einer Türkin verschwieg er der Verlobten.
„Ich war verliebt in Rainer. Er war so weich und sensibel. Wir wollten heiraten“, sagt Lena K., die den Angeklagten im März 2009 in einem Café kennengelernt hat: „Wir kamen ins Gespräch. Er war mir symphatisch. Er wollte meine Handynummer. Ich sagte, er solle mir seine geben.“
Nach ein paar Wochen zog er zu ihr. Bei einem Krimiabend habe er plötzlich gesagt: „Ich habe auch Waffen.“ Er zeigte ihr die Ruger mit Schalldämpfer. Laut Ermittlungen ist das die spätere Tatwaffe.
„Er erzählte mir, dass er bei der Bundeswehr eine Einzelkämpferausbildung gemacht hat und Sportschütze ist“, erinnert sich Lena K., „ich habe nicht nachgehakt.“ Als sie schwanger wurde, brach sie die Krankenschwester-Ausbildung ab: „Ich wollte mit ihm eine Immobilienfirma aufziehen.“ Der Traum vom heilen Familienbetrieb ist geplatzt.
Rainer H. macht während der Aussage seiner früheren Partnerin Notizen. Ob er nicht zugehört hat? Er lässt nämlich fragen, ob das Kontaktverbot zu Lena K. aufgehoben werden kann. Sie verlässt ohne einen Blick den Gerichtssaal 101. Torsten Huber
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