Poschinger-Prozess: Der letzte Trumpf der Verteidiger

Die Anwälte von Rainer H. (50) werden nicht müde in dem Versuch, die Position ihres Mandanten zu verbessern. War er nach einer OP nicht fähig, die Leiche zu tragen?
von  Abendzeitung
Dirk Poschinger von Camphausen wurde brutal ermordet
Dirk Poschinger von Camphausen wurde brutal ermordet © Polizei

MÜNCHEN - Die Anwälte von Rainer H. (50) werden nicht müde in dem Versuch, die Position ihres Mandanten zu verbessern. War er nach einer OP nicht fähig, die Leiche zu tragen?

Für die meisten Prozess-Beobachter ist es angesichts der Indizienlage im Poschinger–Prozess ein vergeblicher Kampf. Doch die Anwälte von Rainer H. (50) werden nicht müde in dem Versuch, die Position ihres Mandanten zu verbessern.

Rainer H. wird beschuldigt, den Manager Dirk Poschinger aus Habgier ermordet zu haben. Noch vor dem geplanten Ende der Beweisaufnahme Anfang Februar spielen sie nun einen letzten Trumpf aus: Ein Arzt und ein medizinisches Gutachten sollen beweisen, dass Rainer H. körperlich nicht in der Lage war, die Leiche 30 Meter vom Tat- zum Fundort zu schleppen. Da die Staatsanwaltschaft aber keinen Komplizen ermitteln konnte, würde das auf die Unschuld des Angeklagten hindeuten.

Anwalt Christian Finke begründete den Antrag mit einer Leisten-OP, der sich sein Mandant ein halbes Jahr vor der Tat unterzog. „Bei 25 Kilo kommt es zu einer Schmerzblockade“, erklärte Finke. Der behandelnde Arzt und ein Gutachter sollen das untermauern und so den Zweifel an der Schuld von Rainer H. nähren.

Außerdem beantragte Finke, dass man ein Wertgutachten für die Eigentumswohnung des Angeklagten erstellt. Damit soll gezeigt werden, dass Rainer H. zwar Schulden hatte, aber dass er durchaus noch hohe Werte besaß. Damit soll das Motiv der Habgier jetzt vor Gericht aus der Welt geräumt werden.

Dass er unschuldig ist, beteuert Rainer H. auch in einem Brief, den er aus der Untersuchungshaft heraus an seine Freundin schrieb. Richter Michael Höhne verlas diesen gestern. Unter anderem heißt es darin, dass die Ermittler schon einen Tag nach seiner Festnahme gewusst hätten, dass er nicht der Täter sei.

Doch die Indizien scheinen auch kurz vor dem Prozess-ende am 4. Februar erdrückend: Handy-Protokolle, Aufnahmen von Überwachungskameras, die ihn in der Nähe des Tatortes zeigen, der Fakt, dass die Leiche in seinem Transporter gefunden wurde und er die Schlüssel für den Audi A8 von Poschinger bei sich hatte. Diese Hinweise konnten von der Verteidigung nicht ausgeräumt werden.

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