Porsche, Casino, Reisen: Münchner Protz-Manager fliegt raus

Im Sommer ist er noch gefeiert und zum Sprecher der Geschäftsführung ernannt worden, doch plötzlich ist der Chef der Score Media Group von der Bildfläche verschwunden.
von  Helmut Reister
Der Protz-Manager gab Geld für schnelle Autos, Glücksspiel und Urlaubsreisen aus.
Der Protz-Manager gab Geld für schnelle Autos, Glücksspiel und Urlaubsreisen aus. © Porsche AG/dpa

Im Sommer ist er noch gefeiert und zum Sprecher der Geschäftsführung ernannt worden, doch plötzlich ist er von der Bildfläche verschwunden: Markus F. (Name geändert), Chef der Score Media Group. Was ist da los?

München - Vor zwei Jahren gründeten rund 30 regionale Tageszeitungen mit der Score Media Group GmbH & Co KG eine geschäftliche Allianz, um Anzeigen besser vermarkten zu können. Laut eigenen Angaben des Unternehmens kletterte der Umsatz bereits nach einem Jahr in den dreistelligen Millionenbereich – und Markus F., Geschäftsführer von Anfang an, galt als Star.

Fragen nach den Gründen bleiben unbeantwortet

Von ihm sind auf der Internetseite der Score Media Group (SMG) nun nur noch ein paar alte Beiträge zu finden, sowie der allgemeine Hinweis, dass er das Unternehmen mit Firmensitz in München verlassen habe.

Fragen nach den genaueren Gründen für den überraschenden Ausstieg lässt Carsten Dorn, der neue starke Mann in der GmbH, ebenso unbeantwortet wie Christoph Rüth, Konzerngeschäftsführer der Madsack Gruppe aus Hannover und Vorsitzender des für die Kontrolle zuständigen Beirats der Score Media Group. Er stehe für eine Auskunft nicht zur Verfügung, ließ er durch eine Mitarbeiterin ausrichten.

Anwälte sind schon eingeschaltet

Während die Spitze des Unternehmens schweigt, aber bereits Anwälte eingeschaltet hat, um die Vorgänge auf strafrechtliche Relevanz hin zu überprüfen, machen die Vorfälle, die sich Markus F. offenbar auf Kosten des Hauses geleistet hat, in der Medienszene längst die Runde. Die verlagsfreundliche Internet-Plattform "Horizont" spricht immerhin von Kompetenzüberschreitungen.

Im Umfeld der Score Media Group werden die vermeintlichen Kompetenzüberschreitungen, die auf dem rechtlichen Prüfstand stehen, wesentlich genauer beschrieben. Von einem Porsche als Dienstfahrzeug ist die Rede, genauso wie von einer 6000-Euro-Wohnung, deren Miete über die Geschäftskonten der SMG floss, von sündhaft teuren Reisen und Bewirtungen auf Kosten der Firma, von enormen Geldbeträgen, die F. in Spielcasinos trug.

Abfindung sprengt alle Grenzen

Ob er seine Kompetenzen auch beim Ausstieg einer ihm nahestehenden Führungskraft überschritten hat, ist ein weiterer Punkt auf der zu prüfenden Vorgangsliste. Die von Markus F. abgesegnete Abfindung, so heißt es jedenfalls aus dem Firmenumfeld, habe alle Grenzen gesprengt.

Überlegungen aus der Führungsebene, den Fall möglicherweise der Staatsanwaltschaft zu übergeben, wurden offenbar noch nicht umgesetzt. Zumindest nicht an den beiden Firmensitzen in München und Düsseldorf. Die Sprecherinnen der beiden zuständigen Behörden erklärten, dass keine Strafanzeige vorliege.

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