Polizistin mit München-Phobie
Eine 49-Jährige bleibt jahrelang dem Dienst in der Landeshauptstadt fern – aus teilweise absurden Gründen. Der Freistaat wirft sie raus und bekommt jetzt vom Gericht Recht
MÜNCHEN - Die Begründungen wurden immer abstruser. Erst war es der teure Wohnungsmarkt in München, dann die Sorge um die Tochter, schließlich eine angebliche Vergewaltigung, die die Polizeimeisterin Petra K. (Name geändert) daran hinderten, ihren Polizeidienst zu versehen.
Sieben Jahre zog sich der Kampf mit dem Polizeipräsidium München hin. Gestern bekam die 49-Jährige endgültig die Rote Karte. Ihre Berufung gegen die Dienstentfernung wurde vom Verwaltungsgerichtshof abgeschmettert.
Auch am Mittwoch gab es für Petra K. wichtigere Dinge, als bei Gericht zu erscheinen. „Sie fürchtet sich vor der Großstadt München”, erklärte ihr Anwalt Florian Brandmair. Und teuer sei so eine Anreise aus dem Bayerischen Wald eben auch.
Vor acht Jahren war die Frau erstmals nicht mehr zum Dienst angetreten, machte unter anderem psychische Probleme geltend. Dazu legte sie auch Atteste vor, vom Amtsarzt ließ sie sich allerdings nicht untersuchen. 2004 wurde es der Behörde zu bunt: Petra K. bekam ab da kein Geld mehr, 2008 folgte die Dienstenthebung.
Am Mittwoch ging es vor allem um zwei Perioden in den Jahren 2005 und 2006. Der Ärztliche Direktor der Isar-Amper-Klinik, Professor Matthias Dose, war zu dem Schluss gekommen, dass Petra K. in dieser Zeit arbeitsfähig war. Zwar hatte sie geltend gemacht, von einem Kollegen vergewaltigt und auch als Kind schon missbraucht worden zu sein. Der angebliche Vergewaltiger aber war bereits tot. Petra K. hatte ihn zuvor als „Vertrauensperson” bezeichnet. Ärztliche Befunde, die die Vergewaltigung bestätigen würden, gibt es nicht.
Auch der Versuch der Polizei, sie in der Nähe ihrer Heimat einzusetzen, scheiterte. Therapieangebote schlug Petra K. aus. Einmal musste sie sich um ihre Hunde kümmern, ein anderes Mal war die Sorge um die Tochter wichtiger als die eigene Gesundheit. „So groß kann der Leidensdruck also nicht gewesen sein”, so Dose.
Doses Kritik traf aber auch Kollegen. Die hätten der Frau teilweise „Gefälligkeitsatteste” ausgestellt. So war es Petra K. gelungen, monatelang krank zu feiern, ohne dass irgendetwas zu ihrer Genesung geschah. Bis den Ärzten laut Dose offenbar „mulmig” wurde und sie den Fall lieber abgaben.
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