Polizei und Behörden deckten mutmaßlichen Kinderschänder

MÜNCHEN - Er genoss fünf Jahre lang die Sonne Portugals – und die örtliche Polizei wusste davon! Der mutmaßliche Kinderschänder Ulrich S. alias Shanti (59) wurde nun nach München ausgeliefert. Das war ziemlich spät, denn bei seiner Überführung sagte Shanti: „Ich habe fünf Jahre dort gelebt, und die Polizei hat es gewusst.“
Der Musikproduzent meint damit wohl sein Leben auf seiner Finca in der kleinen portugiesischen Stadt Vila Nova de Cerveira. Dort gab er den „Wohltäter“, wie Oberstaatsanwalt Anton Winkler sagte. Shanti spendierte eine Statue und ein Feuerwehrauto – und wurde sogar zum Ehrenbürger ernannt. Das wirkte wie ein Schutzgeld: „Damit hat er sich den Schutz der Bevölkerung angeeignet“, sagt Winkler. Zum ersten Mal spricht er aus, was viele lange dachten: Bürger und Behörden der Kleinstadt halfen einem europaweit gesuchten Kinderschänder. Als die Münchner Polizei inkognito 2005 dorthin reiste, war Shanti plötzlich verschwunden. „Man hat ihn offenbar gewarnt“, sagt Winkler.
Jetzt sitzt der selbst ernannte Esoterik-Guru in Stadelheim. Dort wird er von Ärzten untersucht – angeblich leidet er an Blutkrebs. „Wir prüfen auch, ob wir ein psychologisches Gutachten machen müssen“, sagt Anton Winkler. Die Polizei hatte ihn am Freitag auf dem Lissaboner Flughafen in Empfang genommen. Um 18.35 Uhr landete er in Erding, um 19.35 Uhr las ihm der Staatsanwalt die Vorwürfe vor.
Shanti soll zwei deutsche und vier portugiesische Kinder in mehr als 300 Fällen missbraucht haben. Anton Winkler erwartet sogar noch mehr Opfer. „Man muss davon ausgehen, dass 1999 nicht Schluss war.“ Laut Kriminalhauptkommissar Ignaz Raab nannte Shanti die Vorwürfe ein „Komplott“.
Thomas Gautier