Polizei schnappt den Stinkefinger-Raser

Seit März hat ein 17-Jähriger die Polizei genarrt: Immer wieder rast er mit seinem Motorrad durch den Richard-Strauss-Tunnel. Bis sich die Polizei auf die Lauer legt und ihn fasst.
München - Nachts, wenn kaum mehr jemand am Mittleren Ring unterwegs war, fegte Dimitri (Name geändert) mit seinem frisierten Moped durch den Richard-Strauss-Tunnel. Immer Vollgas und immer mit trotzig in die Blitzerkamera gereckten Stinkefinger. 26 Mal ging die Sache gut – bis die Polizei den 17-Jährigen jetzt erwischte.
Jedesmal, wenn die Bilder der vollautomatischen Radarfalle aus dem Tunnel ausgewertet wurden, war derselbe schräge Vogel drauf zu sehen: ein junger Mann mit schwarzem Helm auf einer 125er Rennmaschine.
Manchmal bretterte der wildgewordene Biker gleich drei oder vier Mal die Woche absichtlich in die Radarfalle. Manchmal mit deutlich mehr als 100 Sachen auf dem Tacho. Und immer präsentierte er dabei lässig grinsend den Stinkefinger seiner linken Hand.
Mitte März wurde Dimitri das erste Mal geblitzt. Ab da stattete der Schüler aus Johanneskirchen dem Richard-Strauss-Tunnel regelmäßig einen Besuch ab. Meist zwischen 22 Uhr und zwei Uhr nachts. Und besonders gerne in der Zeit von Donnerstag bis Sonntag.
Die Identität des wilden Bikers ließ sich anhand der gestochen scharfen Fotos nicht feststellen. Die Kamera schießt nur Frontalaufnahmen. Deshalb war das Kennzeichen der Hyosung nicht zu erkennen. Das wusste auch Dimitri. Deshalb war er auch gar so dreist unterwegs in den späten Abendstunden.
Nur zweimal gab es einen Ausreißer: Da war er morgens zwischen acht und zehn Uhr unterwegs.
Schließlich zeichnete sich ein festes Schema ab und die Verkehrspolizei konnte ungefähr abschätzen, wann der Biker erneut seine Show abziehen würde. Streifenwagenbesatzungen bekamen Anweisung, den Richard-Strauss-Tunnel zu ganz bestimmten Zeiten im Auge zu halten.
Sonntagnacht ging das Katz- und Maus-Spiel zwischen Dimitri und seinen Häschern zu Ende: Kurz vor Mitternacht, der 17-Jährige brauste wie üblich mit über 100 Sachen durch den Tunnel, schlug die Falle zu. Eine Streifenbesatzung fing den Schüler ab.
Dimitri hat zwar einen Führerschein für Leichtkrafträder, weil er seine 125er aber frisiert hat, ist er jetzt dran wegen Fahrens ohne Führerschein. Dazu kommen jede Menge Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei: pro Fahrt drei Punkte, macht bei 26 Fahrten rein rechnerisch 78 Punkte. Dazu kommen noch 4160 Euro Bußgeld und insgesamt 26 Monate Fahrverbot.