Polizei München: Radeln wird immer gefährlicher
Die Münchner Polizei beobachtet mit Sorge die vielen Geisterradler – und dass die Meisten ohne Fahrrad-Helm unterwegs sind.
MÜNCHEN Radeln in München wird immer gefährlicher: Die Zahl der Unfälle steigt seit Jahren – und mit ihr die der Verletzten. Am Dienstag war es wieder soweit: Ein Wehrdienstleistender (22) radelt kurz vor 17 Uhr vor der LMU in der Ludwigstraße gegen die Fahrtrichtung. Ihm kommt eine Studentin (21) entgegen. Sie fährt richtig – und wird zum Opfer: Die beiden Radler prallen am Professor-Huber-Platz frontal zusammen, die Studentin stürzt, bricht sich Schädel, Schlüsselbein und Augenhöhle.
Die junge Frau trug keinen Helm, der leicht verletzte Soldat auch nicht – eine Entwicklung, die dem Leiter der Polizeiverkehrszentrale Ferdinand Schmitz große Sorgen macht.
Rund 600 solche Geisterradler zählte Schmitz 2008, „man kann davon ausgehen, dass es heuer schon 350-400 waren. Dabei gibt es fast genauso viele Verletzte“. Wer in falscher Richtung fährt, zählt für andere Radlfahrer zu den Hauptgefahren auf Münchens Straßen. Die Zahlen steigen seit Jahren an (siehe unten).
Warum knallt es immer öfter? „Der Anteil der Radler ist deutlich gestiegen“, sagt Ferdinand Schmitz, „an manchen Ampeln sieht man schon richtige Staus. Dadurch erhöht sich auch das Konfliktpotenzial.“ Außerdem würden die Radler immer schneller: Tempo 20 sei mit heutigen Rädern schon der „Regelfall“, sagt Schmitz – doch viele unterschätzen die Gefahr. „Bei einem Unfall in diesem Tempo haben Sie gute Chancen, Ihren Schädel zu zertrümmern“, meint Schmitz.
Immer mehr Menschen werden bei Radl-Unfällen verletzt oder gar getötet. Schmitz sieht dafür zwei Gründe: „Viele beharren auf ihrem Recht – doch Radler haben keine Knautschzone und landen im Krankenhaus.“ Helme könnten potenziell tödliche Kopfverletzungen schützen – und doch tragen sie nur wenige. Warum, kann Schmitz nicht sagen.
Vor einigen Tagen sprach er mit einer älteren Frau, die ohne Helm Radl fuhr. „Ich konnte sie einfach nicht davon überzeugen, in Zukunft einen zu tragen.“ Dabei war die Frau freiwillig zu ihm gekommen – auf eine Präventionsaktion für Senioren. T. Gautier