Neue Köpfe für die CSU: Instagrammer und Ex-Sozi sollen Stimmen bringen

Er war bis vor kurzem einer der wichtigsten Münchner SPD-Politiker. Wie der Wechsel begründet wird, wo Widersprüche stecken und wie die Konkurrenz lästert. Die AZ erklärt die Hintergründe.
Felix Müller
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Fährt künftig mit der CSU: Ex-SPD-Stadtrat Nikolaus Gradl.
Archiv/SPD-Stadtratsfraktion München Fährt künftig mit der CSU: Ex-SPD-Stadtrat Nikolaus Gradl.

Modern sein wollen und doch das Traditionelle betonen – mit dieser Gratwanderung hat die CSU in München seit vielen Jahren zu kämpfen. Wenn es darum geht, ob man mehr die Bedeutung von Start-ups betont oder das Bierzelt. Und auch: wenn sich die Frage stellt, auf welches Personal man setzt.

Bei der Aufstellung der Stadtratsliste für die kommende Wahl setzt man auf jeden Fall auch auf zwei Kandidaten von außen, die keine klassische CSU-Parteikarriere hinter sich haben. Auf der vorläufigen Stadtratsliste, die die CSU am Montag veröffentlichte, steht der Instagrammer Onkel Phil ("Münchner Gesindel", bürgerlich Phil Windsberger), über dessen Absicht, offenbar auf dem CSU-Ticket in den Stadtrat zu wollen, die AZ schon vor Wochen exklusiv berichtet hatte.

Und: mit Nikolaus Gradl jener parteilose Stadtrat, der bis vor wenigen Monaten SPD-Stadtrat war und im Rathaus parteiübergreifend als absoluter Verkehrs-Fachmann gilt. Gradl wechselt schon jetzt in die Fraktion, die damit formal wieder stärkste Kraft im Rathaus ist. In einer Mitteilung der CSU sagte er am Montag: "Da ich der Ansicht bin, dass der Freistaat Bayern eine sehr gute Verkehrspolitik macht, von der auch der Großraum München profitiert, habe ich mich entschieden, CSU-Mitglied zu werden."

Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten sei "eine starke konservative Partei wichtig, damit nicht undemokratische Kräfte den Münchner Stadtrat lahmlegen können".

So hart rechnete Gradl einst  mit der CSU-Politik ab

Gradl ist der Ex-Mann von KVR-Chefin Hanna Sammüller (Grüne) und war öffentlich bisher eher nicht als CSU-Freund aufgefallen. "Es ist bitter, dass die CSU statt auf moderne Verkehrspolitik zu setzen, das goldene Kalb namens Auto auf dem Thron durch die Stadt trägt", hat er nur als ein Beispiel einmal zur "Bayerischen Staatszeitung" gesagt.

Nun also die Kehrtwende - die, wie sowohl Gradl als auch die CSU betonen, intern gar nicht so überraschend kommt. Gradl habe oft gleiche Thesen zur Verkehrspolitik gehabt wie die Konservativen, heißt es aus der CSU, man habe gemeinsam an Anträgen gearbeitet.

"Die CSU denkt hingegen auch an diese Menschen": Was Gradl sagt

Gradl selbst sagte am Montag im Gespräch mit der AZ, es seien mehrere Fraktionen auf ihn zugekommen, ob er nicht Mitglied werden wolle. Doch auf das Wort der CSU hätte er sich in der Vergangenheit immer verlassen können.  Gradl betont, dass die CSU anders als die Rathaus-Koalition auch die Menschen am Stadtrand im Auge habe. An Grün-Rot hingegen lässt er kein gutes Haar. "Man hat sich sehr viel vorgenommen – und sehr viel nicht in die Tat umgesetzt", sagte er über die städtische Verkehrspolitik der vergangenen Jahre.

Giftpfeile fliegen aber auch in die Gegenrichtung. "Die CSU scheint die Bayernpartei als Resterampe abgelöst zu haben", so lästerte man am Montag in Koalitionskreisen, "die CSUler nehmen inzwischen auch jeden." Im vergangenen Jahr war der Grüne Delija Balidema in die CSU-Fraktion gewechselt.

Wer die Stadtratsliste der CSU anführen wird

Während sich Gradl und Onkel Phil weit hinten auf der Liste einreihen, die Partei-Delegierte noch formal durchwinken müssen, stehen an der Spitze OB-Kandidat Clemens Baumgärtner, Fraktionschef Manuel Pretzl, die altgediente Stadträtin Evelyne Menges und die ambitionierte Veronika Mirlach.

Von einer "guten Mischung aus bewährten Stadträten und neuen Köpfen", schwärmte CSU-München-Chef Georg Eisenreich. Ob das die Wähler überzeugt, zeigt sich dann im März. Neuzugang Nikolaus Gradl auf jeden Fall gibt sich sehr optimistisch – und geht fest davon aus, dass die CSU dann wieder mitregieren wird.

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  • Radl Rainer vor 39 Minuten / Bewertung:

    Tja, man kann auch immer noch mehr Respekt verlieren. Aber für die CSU reichts vermutlich immer.

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  • kartoffelsalat vor 51 Minuten / Bewertung:

    Wenn Inhalte nicht so wichtig sind kann man das schon so machen.

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