Pleitegeier über der Stadt
MÜNCHEN - Jetzt kommt die Krise nach München: Das Amtsgericht erwartet bald einen starken Anstieg der Insolvenzen. Spätestens Mitte des Jahres erwartet der Präsident erhöhte Fallzahlen.
Noch sieht es nicht schlechter aus als vor einem Jahr, im Gegenteil: Die Zahl der Unternehmens-Insolvenzen ist im Vergleich mit 2008 in den ersten beiden Monaten des Jahres 2009 von 399 auf 364 sogar um fast zehn Prozent zurückgegangen. Doch die Krise wird auch an München nicht spurlos vorübergehen. „Die Pleitegeier kreisen schon“, sagt Gerhard Zierl. Spätestens Mitte des Jahres erwartet der Präsident des Amtsgerichts erhöhte Fallzahlen.
Ob der Anstieg bei den Insolvenzen 20 Prozent erreicht – so wie es Experten im Bundesschnitt erwarten – das kann auch Zierl nicht abschätzen. Schon jetzt aber habe sich die Qualität der Insolvenzen verändert. „Qimonda, Buchner + Linse, IPM Reisen – es trifft jetzt auch große Firmen.“
Wichtig: Die Insolvenz rechtzeitig anmelden
Mehr Arbeit also für Insolvenzrichterin Claudia Tacke und Rechtspfleger Paul Loser. Mit fähigen Insolvenzverwaltern aber lassen sich Unternehmen auch wieder auf Kurs bringen, betonen sie. Wichtig sei dabei, dass die Insolvenz rechtzeitig angemeldet wird.
Kontinuierlich steigen seit 1999 auch die Verbraucherinsolvenzen. 1798 Fälle kamen allein 2008 hinzu. Insgesamt werden derzeit etwa 8000 Verfahren von Paul Loser und seinen 14 Kollegen bearbeitet. Der Anteil derjenigen, die dieses Mittel zur Schuldbefreiung missbrauchen, ist dabei eher gering. „Ich schätze etwa fünf Prozent“, sagt Loser.
Aber es gibt sie: Spektakuläres Beispiel war ein Schuldner, der trotz Privatinsolvenz verschwieg, dass er in einer TV-Rateshow gewonnen hatte. Sein Pech: Der Gläubiger hatte die Show gesehen und meldete das dem Gericht. Das fand heraus, dass der Schuldner das gewonnene Geld für eine Fernreise und Designer-Klamotten ausgegeben hatte, statt seine Schulden zu begleichen.
John Schneider
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