Platz für 2000 Geflüchtete in München: So reagiert die Messestadt Riem auf die Zeltstadt dort
München - Es ist ein bewährtes Mittel, wenn auch nicht das beliebteste: Feldbetten und Matrazen in riesigen, weißen Zelten. Weil die Stadt Probleme hat, die vielen Geflüchteten unterzubringen, die nach München kommen, errichtet sie nun wieder eine Zeltstadt – und zwar auf dem Messegelände.

Schon im Frühjahr waren hier 1200 Ukrainer untergebracht gewesen, nun wird das große Lager wieder hochgezogen. In anderen Vierteln, zum Beispiel in Johanneskirchen, hatte es jüngst Protest gegeben, als die Stadt hier zwei Unterkünfte mit knapp 500 Plätzen errichten wollte. Wie sieht man das in der Messestadt, wo weit mehr Menschen untergebracht werden sollen?

Am 4. Dezember ziehen die ersten 500 Geflüchteten in die Zeltstadt am Fuße des Messeturms ein. Viele Münchner kennen das Gelände vom riesigen Flohmarkt am Samstag. Derzeit schafft die Landeshauptstadt München in Abstimmung mit der Regierung von Oberbayern dort 2000 Plätze, um die stetig steigende Anzahl Geflüchteter unterbringen zu können.
Bis Juni soll die Zeltstadt genutzt werden, dann braucht die Messe das Gelände laut ihrem Sprecher Willi Bock selbst: "Während der Sommerpause finden umfangreiche Arbeiten auf dem Freigelände statt." Mit dem Aufbau der Zeltstadt hat die Messe nichts zu tun, sie kümmert sich aber um die Logistik wie Strom und Wasser.
Messestadt Riem in München: Mehrere Unterkünfte für Geflüchtete im Viertel
Im 15. Stadtbezirk Trudering-Riem, zu dem auch die Messestadt gehört, nimmt man den Einzug weiterer Flüchtlinge gelassen. BA-Chef Stefan Ziegler (CSU) sagt: "Ich bin heilfroh, dass bisher aus der Bevölkerung keine negativen Reaktionen kamen. Wir verteilen im Vorfeld immer Flyer, damit die Leute Bescheid wissen. Sie reagieren mit Verständnis." Und das, obwohl der 15. Stadtbezirk viele Flüchtlings-Unterkünfte hat.
Die Ankerzentrums-Dependance "Am Moosfeld 37" beispielsweise, wo neu eingereiste Personen so lange wohnen bis entschieden ist, ob sie bleiben dürfen oder Deutschland verlassen müssen. "Am Moosfeld 21" wiederum leben 180 anerkannte Flüchtlinge, im 300-Meter-Umkreis gibt es weitere Unterkünfte, seit einigen Monaten auch für junge Afghanen.

Laut Frank Boos vom Sozialreferat wird die Zeltstadt am Messeturm für 2000 Personen sukzessive belegt. Beginn ist am 4. Dezember mit einem "Feldbetten-Notbetrieb" für 500 Leute. Bis 18. Dezember will man die Hallen durch Vorhänge unterteilen "um zumindest etwas Privatsphäre zu schaffen". Wegen der Kälte muss kräftig geheizt werden, viel Wärme dringt durch die Planen natürlich nach außen.
5000 Geflüchtete leben derzeit in städtischen Unterkünften, davon 1934 Ukrainer wegen des Krieges. 14 000 weitere sind laut Schätzung privat untergebracht. Bis zum Jahreswechsel rechnet das Sozialreferat mit 300 Neuzugängen, davon 150 Ukrainer. Die meisten Flüchtlinge kommen aus Afghanistan (22 Prozent), Nigeria (14 Prozent) und der Ukraine (7,6 Prozent), so wird in etwa auch die Belegung der Zeltstadt sein.
München braucht 5600 neue Plätze in Flüchtlingsunterkünften
Die Regierung von Oberbayern teilt mit, dass immer mehr Flüchtlinge kommen. Die Behörde verteilt die Menschen dann innerhalb des Regierungsbezirks auf die Städte und Gemeinden. 50 sind das pro Woche für München, die vorhandenen Plätze reichen keinesfalls. 5600 neue muss die Stadt schaffen, plus Notreserve. Aber derzeit ist die Lage festgefahren: Denn die Stadt will nicht bauen, solange der Freistaat keine Zusagen bei der Finanzierung macht.
Die Flüchtlingssituation in München und Bayern
Die steigende Zahl der Geflüchteten in Bayern stellt den Freistaat und seine Landeshauptstadt vor große Herausforderungen. Allein in Oberbayern zählt das Bayerische Landesamt für Statistik Anfang Dezember rund 137.600 Schutzsuchende, etwa 58 500 von ihnen in München. Die AZ zeigt Ihnen in einer neuen Serie die Situation aus Sicht der Politiker, der Geflüchteten und der Helfer.