Platz der Opfer des Nationalsozialismus: Ein stiller Platz im Trubel

Nach drei Jahren intensiver Diskussion bekommt der Platz der Opfer des Nationalsozialismus ein neues, würdiges Gesicht. Baubeginn ist im Herbst 2011. Jetzt reden auch die Bürger mit.
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Trist und verloren: So sieht der Platz der Opfer des Nationalsozialimus heute aus.
Daniel von Loeper Trist und verloren: So sieht der Platz der Opfer des Nationalsozialimus heute aus.

Nach drei Jahren intensiver Diskussion bekommt der Platz der Opfer des Nationalsozialismus ein neues, würdiges Gesicht. Baubeginn ist im Herbst 2011. Jetzt reden auch die Bürger mit.

MÜNCHEN Gerade die ehemalige „Hauptstadt der Bewegung“ hat die besondere Aufgabe, den Opfern des Nazi-Regimes zu gedenken. So heißt schon seit 1946 die kleine unauffällige Fläche neben dem Luitpoldblock an der Brienner Straße „Platz der Opfer des Nationalsozialismus“. Denn: Direkt gegenüber war die Gestapo-Zentrale mit ihren Folterkellern, wo zahllose Unschuldige hingerichtet wurden. Entlang der Straße führte 1923 der Zug des Hitlerputsches zum Odeonsplatz.

Heute ist es eine verkehrsreiche Kreuzung, und der Gedenkplatz ist in den Hintergrund gedrängt. Zuletzt wurde er 1985 mit einer Stele des Künstlers Andreas Sobeck gestaltet. Der ist am jetzigen Umbau beteiligt. Jetzt wird er zu einem würdigen Gedenkplatz umgebaut, an dem man auch in Ruhe unter schattigen Bäumen auf Bänken und Sitzmauern Platz nehmen kann.

Der Ältestenrat des Stadtrats hat sich nach fast drei Jahren Diskussion mit dem Künstler und Baureferentin Rosemarie Hingerl auf ein Grundkonzept geeinigt, so OB Christian Ude. Das wird nun mit dem Stadtrat und den Bürgern besprochen. Im Herbst 2011 soll der Platz umgebaut werden.

Das Grundkonzept: Das heutige Denkmal (ein Granitblock, auf dem ein Kerker aus Bronze gesetzt ist, in dem eine Flamme brennt) wird mehr in die Platzmitte gerückt. Darum herum wird eine zehn Mal zehn Meter große Fläche mit einem Bronzesaum im Boden markiert. Es werden neue Bäume gepflanzt, Bänke aufgestellt und Sitzmäuerchen gebaut. Dadurch wird es ein wirklicher Platz, auf dem auch Gedenkveranstaltungen stattfinden können, und nicht nur eine kleine grüne Ecke. Dafür wird der Parkplatz verkleinert. 18 Plätze bleiben, 17 verschwinden. Dafür wird es in der Ottostraße 25 neue Parkplätze geben, weil aus Längsparken Schrägparken wird. Die Freischankfläche bleibt.

Als Abgrenzung des Platzes zur Brienner Straße wird eine 20 Meter breite und rund 1,30 Meter hohe Bronzewand aufgestellt. Die Inschrift: In der ersten Zeile steht in 40 Zentimeter hohen Buchstaben „In Gedenken an die Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ Darunter steht kleiner: „Verfolgt aus politischen Gründen, verfolgt aus rassischen Gründen, verfolgt aus religiösen Gründen, verfolgt wegen ihrer sexueller Identität, verfolgt wegen ihrer Behinderung.“ Die Reihenfolge der Aufzählung steht noch nicht fest. Unter die politisch Verfolgten fallen auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, so OB Christian Ude.

Auf eigenen Tafeln wird erläutert, dass dort die Gestapo-Zentrale war und in der Nähe ein NS-Dokumentationszentrum gebaut wird. Willi Bock

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