Plastikente macht Müll teurer

Die EU hat das Abfallrecht geändert. Jetzt soll der unbrauchbare Plastikabfall auch sortiert werden. Die Stadt befürchtet ein Defizit von 45 Millionen Euro und wehrt sich gegen geplante neue Wertstofftonne.
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Gregor Feindt Illustration

MÜNCHEN - Die EU hat das Abfallrecht geändert. Jetzt soll der unbrauchbare Plastikabfall auch sortiert werden. Die Stadt befürchtet ein Defizit von 45 Millionen Euro und wehrt sich gegen geplante neue Wertstofftonne.

Die Quietsche-Ente ist Schuld, wenn demnächst in München die Müllgebühren drastisch steigen werden. Denn die Europäische Union hat das Abfallrecht geändert, und das kann die Stadt teuer zu stehen kommen.

Bisher kommen die Plastikabfälle in die gelben Wertstofftonnen – wenn es Verpackungsmüll mit einem grünen Punkt ist. Der Rest landet in der grauen Restmülltonne und wird verbrannt.

Doch jetzt kommt das neue EU-Kreislaufwirtschafts-Gesetz daher, das bis Ende 2011 in deutsches Recht umgewandelt werden muss: Die deutsche Regelung sieht vor, dass eine zusätzliche und neue Wertstofftonne eingeführt wird. Das wäre dann neben der blauen (Papier), braunen (Bio) und grauen (Restmüll) die vierte Tonne in den Häusern.

Und da kommt die Quietschte-Ente ins Spiel: Denn darin soll der restliche Plastikabfall gesammelt werden, der nicht mehr verwertet werden kann. Auch die Quietsche-Ente. Denn sie hat so viele Weichmacher in sich, dass sie fürs Recycling unbrauchbar ist und mit dem anderen Plastikmüll nur noch verbrannt werden kann. Aus dem verwertbaren Plastik der gelben Tonnen werden immerhin noch Parkbänke, Blumenkübel, Sport-Funktionshemden oder Stoßstangen für Autos.

Bisher landeten die Quietsche-Ente und der restliche unbrauchbare Plastikabfall in der grauen Mülltonne und wurden verbrannt. Doch wenn sie in der neuen Wertstofftonne landen, hat die Stadt gigantische Finanzausfälle: Bisher macht dieser Plastikabfall ein Drittel der grauen Tonne aus. Wenn der wegfallen sollte, fehlen dem Abfallamt 45 Millionen Euro im Jahr. „Das können wir nicht ersetzen. Dann müssen wir die Gebühren erhöhen“, so die zuständige Kommunalreferentin Gabriele Friderich, „so viele Leute können wir nicht entlassen, und wir können auch nicht Anlagen schließen“. Deswegen wollen München und andere Städte die neue Plastik-Tonne verhindern.

Aber ob die neue Tonne überhaupt funktioniert, kann heute noch niemand sagen: Es gibt noch keine Verwertung für diesen Plastikmüll – außer ihn zu verbrennen. Es weiß auch noch keiner, ob es sich überhaupt finanziell lohnt, in diesem Plastikmüll mühsam brauchbare Abfälle herauszusuchen.

Klar ist nur: Die Privatwirtschaft möchte das Geschäft schon gerne machen – wenn es denn eines wird. Sie geht dabei auch kein Risiko ein: Denn im Zweifelsfall gibt es wieder die Kommunen, denen man den schwarzen Müll-Peter zuschieben kann. Die müssen die Müllentsorgung sicherstellen, wenn es kein anderer macht – auch wenn sie dabei draufzahlen. Willi Bock

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