Plagiate zerstörten 70.000 Arbeitsplätze in Deutschland
MÜNCHEN - Finanz-Staatssekretär Werner Gatzer verwandelt tausende Uhren, Handys und Mp3-Player in Elektro-Müll. Mit einer Planierwalze zermalmt er kiloweise gefälschte Markenware – so macht die Jagd auf Piratenprodukte Spaß.
Am Donnerstag stellte der Staatssekretär am Flughafen die Jahresstatistik der Bundeszollverwaltung für das Jahr 2009 vor. „Ein Schwerpunkt der Arbeit des Zolls ist die Bekämpfung der Produktpiraterie geworden“, sagt Gatzer. Gerade illegal importierte Waren sind Gift für den Fiskus. Der volkswirtschaftliche Schaden durch Produktpiraterie wird auf jährlich 30 Milliarden Euro geschätzt. Der Zoll hat dafür zu sorgen, dass die falsche Ware erst gar nicht den Konsumenten in Deutschland erreicht. Fake-Produkte sind schädlich, denn sie kosten in Deutschland tatsächlich Jobs. „Wegen Plagiaten sind bereits 70.000 Arbeitsplätze in Deutschland verloren gegangen“, rechnet der Staatssekretär vor. Im vergangenen Jahr haben deutsche Zollbeamte immerhin verhindern können, dass Fälschungen im Wert von 364 Millionen Euro auf den Markt kamen. Allein in München wurden rund 61.700 Plagiate mit einem Gesamtwert von gut 5,1 Millionen Euro sichergestellt.
Nicht nur Plagiate beschäftigen den Zoll
Die Palette der Fälschungen reicht von Rolex-Uhren über Armani-Parfüm zu FC Bayern-Trikots mit Ribery-Namenszug – doch es sind nicht die billigen und beliebten Souvenirs von Asien-Urlaubern, die den Piratenjägern Sorgen machen. Privatpersonen, die mit solcher Ware keinen Handel treiben, werden ohnehin kaum Strafen fürchten müssen, erklärt Zolloberrat Klaus Hoffmeister. „Der neueste Trend sind Sonnenkollektoren“, sagt der Beamte. Im vergangenen Jahr haben die bayerischen Beamten 1500 Solarzellen mit gefälschtem Markensiegel beschlagnahmt, alles China-Importe, die in Frachtcontainern über Hamburg nach Ingolstadt und Passau geschmuggelt wurden. Doch nicht nur Plagiate beschäftigen den Zoll. Ungebrochener Beliebtheit erfreuen sich verbotene exotische Souvenirs. Der Zoll zieht jährlich noch immer tausende Geschmacksverirrungen wie etwa Bademäntel aus Leopardenfell aus dem Verkehr. Bei deren Import drohen Bußgelder von bis zu 2500 Euro. Immerhin: Exotische Waren wie diese bleiben von der Planierwalze verschont. Sie landen auf dem Sondermüll.
rke
Video: Hier werden Piratenprodukte plattgemacht
- Themen:
- Verkehr