Pizzeria-Mordversuch: "Haben mich wie Sklavin behandelt"

Fortsetzung im Pizzeria-Mordprozess: Das Opfer der Messerattacke macht auch der Familie ihres Ex schwere Vorwürfe.
von  John Schneider
10. August 2016: Die Polizei sperrt den Tatort in der Elisabethstraße ab.
10. August 2016: Die Polizei sperrt den Tatort in der Elisabethstraße ab. © Daniel von Loeper

München - Immer wieder bricht sie in Tränen aus. Die Erinnerungen an ihre Beziehung zu Enver K. (38) und seine Messerattacke sind für die 37-Jährige zu schmerzhaft. Ihr Ex-Ehemann soll versucht haben, sie in einer Pizzeria in der Elisabethstraße zu ermorden, sagt Staatsanwalt Laurent Lafleur. Weil sie nach der Trennung nicht mehr zu ihm zurück wollte. Enver K. erwidert, er habe seine Ex lediglich entstellen wollen.

Sie habe ihren Mann geliebt, sagt sie am Freitag im Zeugenstand. Aber die Ehe sei die Hölle gewesen. "Die ganze Familie hat mich wie eine Sklavin behandelt", sagt das Opfer. "Und er hat mich öfter geschlagen, mir auch in die Rippen getreten."

Auch Tochter sei bedroht worden

Ihre ältere Tochter habe sie gegenüber dem Vater verteidigt. Deshalb wurde sie genauso wie ihre Mutter bedroht. Einmal habe er zu seiner Ex-Frau gesagt haben: "Du wirst in Blut baden." Die 37-Jährige leidet noch immer stark unter der Attacke. Nicht nur psychisch. "Ich habe große Schmerzen an der Stirn."

Dort hat ihr Ex-Ehemann sie mit dem Taschenmesser verletzt. Das Taubheitsgefühl habe sie seitdem nicht mehr verlassen. Auch ihre Hände wurden verletzt. Seitdem kann sie ihre Finger nicht mehr richtig beugen oder strecken. Einer ihrer Finger sei ein "Totalausfall". Sie nimmt Tabletten gegen die großen Schmerzen. Jeden Tag. Und sie ist seit fast einem Jahr in Therapie. "Ich bin stark traumatisiert. Ich habe überall Angst".

An die Tat vom 10. August 2016 gegen 11 Uhr in der Schwabinger Pizzeria kann sie sich nicht gut erinnern. "Ich war vom Kopf weg", versucht sie das zu erklären. Einzelne Fetzen kommen aber während ihrer Aussage wieder hoch. Sie kann sich an viel Blut erinnern, an Worte ihres Mannes, die wie "Jetzt kannst du etwas machen" klangen.

Überwachungskamera dokumentierte alles

Selten war ein Verbrechen so gut dokumentiert wie dieses. In der Pizzeria lief während der ganzen Tat eine Überwachungskamera. Das Video haben die Prozessbeteiligten bereits am ersten Prozesstag angeschaut. Es zeigt im Detail, wie Enver K. vorgegangen ist: wie er in die Pizzeria kommt, seine damals dort arbeitende Frau in den Rücken sticht.

Jetzt erst dreht sich die 37-Jährige um, ihr Ehemann sticht immer wieder zu. Weil seine Frau ihm kurz zuvor gesagt hat, dass es für ihre Beziehung keine zweite Chance geben wird, sagt die Staatsanwaltschaft.

Lesen Sie auch: Verfolgungsjagd am Isarring - Raser hat schon mal jemanden totgefahren!

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.