Pilzschleuder Barbershop? Was Sie jetzt über Hautpilz wissen müssen
München - Ein hartnäckiger und sehr ansteckender Hautpilz macht derzeit die Runde. Es gibt Hinweise, dass vor allem Männer nach Besuchen von Barbershops von einer Infektion betroffen sind. Weil die Fälle nicht meldepflichtig sind, gibt es keine verlässlichen Zahlen, doch unter Experten ist bereits von einer "europaweiten Epidemie" die Rede. Was sind die Anzeichen, was kann man tun?
Hautpilz Trichophyton tonsurans: Wie er wirkt, wie man ihn behandelt
Es geht um den Pilz Trichophyton tonsurans: Er zählt zur Familie der sogenannten Dermatophyten, das sind Fadenpilze, die sich von Keratin ernähren – ein von unserem Körper produziertes Faserprotein, das die Haare umschließt und ihre Struktur bestimmt. Die Fadenpilze können also zum Beispiel auch auf der Kopfhaut Entzündungen verursachen, Dermatologen sprechen dann von Tinea capitis. Befällt der Pilz den ganzen Körper, bezeichnen sie das als Tinea corporis.

"Bisher kannten wir den Pilz als Ringerpilz oder Mattenpilz", sagte Dr. med. Christoph Liebich, in München niedergelassener Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, der AZ: "Die Kampfsportler übertragen den Pilz beim direkten Hautkontakt, oder die Hautschuppen fallen auf die Matte. Schon kleinste Verletzungen können dafür sorgen, dass die Sporen in die Haut gelangen und dort aufkeimen." Der hochansteckende Pilz wirke über mehrere Wochen hinweg auf Gegenständen: "Wer keine Symptome hat, kann ihn unbemerkt verteilen."
Hautpilz Trichophyton tonsurans: Das sind die Symptome
Experten zufolge bemerken Betroffene zuerst eine juckende Rötung am Kopf, dann kann sich die Haut schuppen, oder es bilden sich Bläschen und Verkrustungen, manchmal klagen die Patienten über eitrige Veränderungen an den befallenen Stellen, häufig ist auch Haarausfall die Folge.
Trichophyton tonsurans sei das Häufigste, "was wir zurzeit sehen, direkt nach dem Fußpilz", wird Dermatologie-Professor Martin Schaller von der Uniklinik Tübingen im "Spiegel" zitiert. An seiner Klinik weise man den Pilz inzwischen drei- bis fünfmal so oft nach wie noch vor fünf Jahren. Die Dunkelziffer liege wohl deutlich höher. Konkrete Zahlen zum Anstieg der Infektionen gibt es nicht, die Fälle müssen nicht gemeldet werden. Für Schaller handelt es sich bereits um eine "europaweite Epidemie".
Ist der Hautpilz Trichophyton tonsurans eine "europaweite Epidemie"?
So weit will Christoph Liebich nicht gehen: "Wir beobachten tatsächlich einen deutlichen Anstieg, aber wir müssen da jetzt keine große Angst verbreiten – wichtig ist, dass wir die Menschen für dieses Thema sensibilisieren. Dass sie eben zum Hautarzt gehen, wenn sich plötzlich Pickelchen oder Hautrötungen zeigen." Das Ganze sei behandelbar und sollte auch schnell behandelt werden, damit sich der Pilz nicht ausbreite: "Da genügt schon ein kurzer Augenblick, eine kleine Berührung."
Hautpilz Trichophyton tonsurans: Nur ein Pickel oder doch eine Pilzinfektion?
Das Problem dabei: Der Pilz kann eben wie ein ganz normaler Pickel aussehen und vom Patienten unterschätzt werden. Liebich: "Da kommt man schnell in die Irre, denkt womöglich, es ist eine bakterielle Infektion, und dabei handelt es sich um eine Pilzinfektion." Weil sich Trichophyton tonsurans unbehandelt schnell weiter ausbreitet, ist es wichtig, den Pilz rasch zu diagnostizieren und umgehend die Therapie zu beginnen.
Hautpilz-Diagnose: PCR-Test verspricht zusätzliche Sicherheit
Hautärzte ziehen für die Untersuchung ein paar Haare mitsamt der Wurzel aus – weil die Pilzinfektion zumeist im Bereich der Haarfollikel sitzt. Unter dem Mikroskop halten die Mediziner nach typischen Pilzelementen Ausschau und legen dann eine Kultur an. "Nach etwa drei Wochen kann man den gewachsenen Pilz mit dem bloßen Auge erkennen, klassifizieren und die Diagnose stellen", sagt Christoph Liebich. Zusätzliche Sicherheit verspricht ein PCR-Test, dessen Kosten allerdings nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden.
Hautpilz Trichophyton tonsurans: So wird er behandelt
Im Falle der Diagnose Hautpilz verschreibt Liebich Medikamente für die innerliche und äußerliche Anwendung, dabei handelt es sich um Lösungen und Cremes sowie zusätzlich Antipilz-Tabletten. Nach etwa einer Woche Behandlung gelten die Betroffenen als nicht mehr ansteckend, die Therapie zieht sich dennoch über mehrere Wochen hin: "Hat der Patient keine Beschwerden mehr, testen wir noch einmal auf den Erreger. Ist der dann negativ, setzen wir die Medikamente ab."