Philippe Starck: Star-Designer und Jung-Papa
München - Philippe Starck kokettiert. „Mein Job ist sinnlos“, sagt der Pariser Star-Designer. Der 62-Jährige lehnt sich zurück, schaut in die Runde. „Noch Fragen?“
Sein weiß-graues Longsleeve hat vier unübersehbare Löcher, seine zerschlissenen Sneackers keine Schnürsenkel. So sitzt er mitten in München auf einem von ihm entworfenen Stuhl. Gerade hat er einen Monolog über den Schaffungsprozess seiner neuesten Kreation gehalten – ein moderner Stuhl aus Kunstfaser, den es bei Böhmler im Tal für 220 Euro zu kaufen gibt.
Und jetzt plötzlich die Erkenntnis, dass das doch alles gar nichts wert sei, unwichtig. Wo er doch so Bahnbrechendes kreiert hat wie die raketenförmige Zitronenpresse Juicy Salif (1990), deren Nachahmer-Produkte inzwischen in jeder zweiten Wohnung stehen. Auch Klos hat er designt, die Privaträume des ehemaligen französischen Präsidenten Francois Mitterand, unzählige Stühle, Kaffeekannen oder Luxusyachten. Das einzige Designerstück, das Starck selbst trägt, ist eine Uhr – natürlich von ihm kreiert.
Dann spricht er lieber über seine Tochter Justice, die vor zwei Wochen auf die Welt gekommen ist. „Es gibt so wenig Gerechtigkeit auf der Welt, da wollten wir ihr etwas mehr davon geben.“ Und lächelt dazu seine Frau Jasmine an, die mit ihm am Tisch sitzt.
Die beiden tragen dasselbe Tattoo auf dem rechten Arm: Fünf Punkte, die aussehen, als hätte jemand sie mit einem Kugelschreiber aufgemalt. „Ein Punkt für jedes Jahr, das wir zusammen sind“, erklärt er, und schaut seiner Frau verliebt in die Augen.
Das macht Starck, der immer viel lächelt, sympathisch. Dann sagt er wieder Sätze wie: „Wir brauchen kein Geld“. Spricht da das steinreiche Genie? Die Antwort liefert er selbst. „Ich bin ein Verrückter“, sagt Starck. „Ich kann mein Alphabet nicht, ich kann nicht dividieren und ich weiß nur welcher Monat ist, wenn ich ihn an meinen Händen von Januar abzähle. Und das ist kein Witz.“ Der Mann kokettiert eben gerne. Ganz ohne Witz.
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