Kaum Essen und Trinken: Pfleger lässt Seniorin in ihrer Münchner Wohnung verwahrlosen

Die an Demenz leidende Seniorin ist von ihrem Pfleger nach Polizeiangaben vernachlässigt worden. Als die Sache auffliegt, verbarrikadiert sich der 53-Jährige in der Wohnung der Frau in der Maxvorstadt.
Ralph Hub
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Polizei und Feuerwehr retten eine demente Rentnerin aus ihrer Wohnung. Ihr Pfleger hatte sich nicht um sie gekümmert. (Symbolbild)
Polizei und Feuerwehr retten eine demente Rentnerin aus ihrer Wohnung. Ihr Pfleger hatte sich nicht um sie gekümmert. (Symbolbild) © Marcus Brandt/dpa

Die über 80 Jahre alte Seniorin ist dement und rund um die Uhr auf Pflege angewiesen. Daher hatte ihr Pfleger sogar ein eigenes Zimmer in der Wohnung seiner Patientin. Trotzdem wies die Frau klare Anzeichen von Unterversorgung auf, als sie aus ihrer Wohnung in der Maxvorstadt geholt wurde.

Ein Bekannter schlägt zum Glück rechtzeitig Alarm

Ein Bekannter versuchte am vergangenen Freitagabend, die Rentnerin telefonisch zu erreichen.  Was nicht klappte. Also machte er sich auf zu ihrer Wohnung. Er klingelte, keine Reaktion. Die Tür war verschlossen, niemand öffnete. Deshalb verständigte der Mann den Notruf. Ein Feuerwehrmann versuchte, von einer Drehleiter aus, im zweiten Obergeschoss ein gekipptes Fenster der Wohnung zu entriegeln. Als der 21-Jährige die Hände in den Spalt schob, drückte ein Mann in der Wohnung das Fenster von innen wieder zu. Der Feuerwehrmann klemmte sich dabei beide Hände ein und wurde leicht verletzt. Er musste aber nicht medizinisch weiter versorgt werden.

Pfleger war angetrunken

Polizisten brachen die mit einem Sperrriegel gesicherte Tür gewaltsam auf. Die Beamten nahmen in der Wohnung einen Mann fest, einen 53-Jährigen aus Rumänien, den Pfleger der Rentnerin, wie sich herausstellte. Der Mann wirkte „deutlich angetrunken“, wie Polizeisprecherin Anna-Maria Sporer am Montag mitteilte. Der Mann musste eine Blutprobe abgeben.

Die mehr als 80 Jahre Frau, um die der 53-Jährige sich eigentlich hätte kümmern müssen, wies nach Angaben der Polizei deutliche Symptome einer Unterversorgung auf. Sie bekam zumindest in den 24 Stunden vor ihrer Rettung offensichtlich zu wenig zu trinken und zu essen, auch ihre verschriebenen Medikamente bekam die Frau vom Pfleger nicht in der üblichen Dosierung.

Die Patientin ist inzwischen in einer Klinik

Der Rettungsdienst brachte die an Demenz leidende Patientin nach einer ersten Untersuchung in der Wohnung zur weiteren medizinischen Versorgung in ein Krankenhaus.

Schwere Vorwürfe gegen den Pfleger

Die Polizei nahm den Pfleger umgehend fest. Er wurde angezeigt. Die Kripo ermittelt gegen den Mann inzwischen wegen gefährlicher Körperverletzung auch durch Unterlassen, so die Polizeisprecherin, wegen unterlassener Hilfeleistung und zudem wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, weil er den Feuerwehrmann am Betreten der Wohnung gehindert hatte. Weil der Verdacht besteht, dass der Pfleger die Patientin bestohlen haben könnte, wird gegen ihn auch wegen des Verdachts eines besonders schweren Falls des Diebstahls ermittelt. Das Kommissariat K25 hat den Fall übernommen. Der Pfleger befindet sich inzwischen wieder auf freiem Fuß.

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