Pfarrer rettet Kinder aus Mordhaus
Nach der Bluttat ruft der Mesner den Pfarrer an, berichtet, was er getan hat. Noch vor der Polizei trifft der Geistliche am Tatort ein und bringt die beiden Söhne (3,6) in Sicherheit.
Neubiberg – Er war der Erste, der von der entsetzlichen Bluttat erfuhr. Ohne an die Gefahr zu denken, in die er sich selbst begab, rannte Pfarrer Sylwester Walocha zu dem Mordhaus – um die beiden kleinen Kinder des Täters in Sicherheit zu bringen.
Wie die AZ berichtete, wurde am Rosenmontag die 35-jährige Frau des Mesners der katholischen Pfarrei in Neubiberg erstochen. Ihr Mann (36) hat die Tat gestanden. Unmittelbar nach dem Mord rief der Mesner Pfarrer Sylwester Walocha und seinen Arzt an. Beiden sagte er am Telefon, was er getan hatte. Der Pfarrer und der Arzt alarmierten die Polizei.
Es sind nur wenige Minuten vom Pfarrhaus bis zu dem Häuschen, in dem der Mesner mit seiner Frau und den beiden kleinen Söhnen (3, 6) wohnte. Die kirchliche Unterkunft grenzt direkt an das Pfarrheim der Gemeinde. Pfarrer Walocha wartete nicht ab, bis die Polizei am Tatort eintraf. Er rannte sofort los.
Der Mesner öffnete ihm – noch mit dem blutigen Küchenmesser in der Hand. Die beiden kleinen Buben des Mesners standen völlig verstört im Flur. Der Flur grenzt an die Küche. Dort hatte der Mesner mit einem Küchenmesser (Klingenlänge: 20 Zentimeter) auf seine Frau eingestochen. Als der Pfarrer eintraf, lag die Frau blutüberströmt auf dem Boden – in unmittelbarer Nähe ihrer Kinder.
Ob die Buben mitbekommen haben, wie ihre Mutter starb, ist unklar. Markus Kraus, Chef der Mordkommission: „Wir haben sie nicht befragt. Wir halten die Kinder soweit wie möglich aus den Ermittlungen raus.“
Pfarrer Walocha brachte die beiden Buben sofort nach draußen – in sichere Entfernung von dem 36-Jährigen, der immer noch mit dem Messer in der Hand dastand. Im Freien wartete der Pfarrer mit den Kindern auf die Polizei, versuchte sie zu beruhigen. Der Mesner legte die Mordwaffe erst aus der Hand, als der Notarzt eintraf und zu ihm sagte, er solle das Messer weglegen.
Die Kinder sind nun vorerst in der Obhut des Jugendamtes. Am Rosenmontag wurden sie vorläufig in einem Kinderheim untergebracht. Wenn möglich, sollen die Buben von Familienangehörigen aufgenommen werden.
Gegen den Mesner erging gestern Nachmittag Haftbefehl. Er hat die Tat sofort gestanden. „Reue hat er bislang nicht geäußert. Aber vermutlich realisiert er noch nicht ganz, was er getan hat“, sagt Markus Kraus. Staatsanwaltschaft und Mordkommission gehen davon aus, dass der Mesner seine Frau umgebracht hat, weil sie sich von ihm trennen wollte. Die 35-Jährige war bereits auf der Suche nach einer Wohnung für sich und die beiden Kinder. „Er konnte sich mit der Trennung nicht abfinden“, sagt Markus Kraus, Chef der Mordkommission. „Es gab schon seit längerem Beziehungsprobleme. Aus diesem Grund hat er sich Anfang des Jahres in ärztliche Hilfe begeben.“ Unklar ist, ob der Mesner bei einer Scheidung auch seine Arbeit bei der Pfarrgemeinde verloren hätte.
Am Rosenmontag hatten der Mesner und seine Frau bereits vormittags heftig gestritten. Nach dem zweiten Streit griff der Mann gegen 15.15 Uhr in der Küche zum Messer.
Staatsanwältin Nicole Selzam wertet die Tat als Mord aus niedrigen Beweggründen. Für sie ist auch das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt: „Er hat sie von hinten angegriffen.
Der Franziskaner-Priester Sylwester Walocha (39) stammt ursprünglich aus Polen. Bevor er nach Neubiberg in die Pfarrei Rosenkranzkönigin kam, war er in Vogtareuth-Prutting und Halfing als Priester tätig. Noch am Tattag wurde er eingehend von der Mordkommission befragt. Wie offenbar Viele in Neubiberg wusste der 39-Jährige von den Eheproblemen seines Mesners. Markus Kraus: „Es gab für ihn keine Anhaltspunkte, dass die Probleme derart eskalieren würden.“
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