Pfaffmann im Interview: „Wir brauchen 5000 Lehrer mehr“
"Die Staatsregierung weigert sich, mehr Lehrer einzustellen": SPD-Bildungspolitiker Hans-Ulrich Pfaffmann spricht im AZ-Interview über den Unterrichtsausfall.
AZ: An einer Grundschule in Haar fielen viele Stunden aus, weil eine Lehrerin krank war, Förderunterricht ist gestrichen worden, AGs gibt es nicht mehr. Ein Einzelfall?
HANS-ULRICH PFAFFMANN: Das ist keineswegs ein Einzelfall. Er zeigt deutlich die Unterversorgung aller Schularten. Das sind die Auswirkungen einer Sparpolitik der Staatsregierung, und die Grundschulen trifft es besonders hart, weil die Kleinsten die beste Förderung brauchen. Dafür bräuchte man ganz kleine Gruppen mit je zwei Lehrern, denn das Niveau der Kinder ist in der Grundschule besonders unterschiedlich.
Wie kann es sein, dass sogar die mobile Reserve knapp wird, wo doch letztes Jahr nicht mal ein Drittel aller Absolventen im Lehramt Grundschule eingestellt worden ist?
Das sind alles finanzielle Gründe. Die Staatsregierung weigert sich, mehr Lehrer einzustellen. Die stehen jetzt auf der Straße, und in den Schulen würden wir sie dringend brauchen.
In unserem Fall hat eine Mutter vorübergehend eine pensionierte Lehrerin organisiert – ist das ein Zukunftsmodell, dass die Bildungsverantwortung noch mehr auf die Eltern übergeht?
Ich finde es gut, wenn sich Eltern beteiligen – aber nicht als Lehrerersatz. Das ist Sache des Staates und
absolut nicht der Eltern.
Für mich ist das kein Zukunftsmodell, sondern
eher Verzweiflung.
Was muss anders werden?
Es muss einfach mehr investiert werden. Wir brauchen spürbar mehr Planstellen. Da müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Zu Gunsten von mehr Lehrern muss in allen Ressorts eingespart werden. Für alle Schularten brauchen wir in den nächsten Jahren zusätzlich 5000 Lehrkräfte – und das ist erst der Anfang.Int.: jo
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