Perfides Spiel: Babysitter soll Bub bis zu 1000 Mal missbraucht haben

Der Fall hatte für Entsetzen gesorgt. Laut Anklage hat ein 37-Jähriger seine Position als verständnisvoller Babysitter und Freund der Familie genutzt, um einen Buben über Jahre sexuell zu missbrauchen. Die Anklage geht von fast 1000 Einzelfällen aus, die Strafkammer des Landgerichts unter dem Vorsitz von Matthias Braumandl reduziert die Zahl auf mehr als 350 Fälle, um auf der sicheren Seite zu sein. Die Strafe fällt hoch aus: Elf Jahre und zwei Monate Haft, dazu kommt die Sicherungsverwahrung.
Perfide und manipulativ
Braumandl erläutert in seiner Urteilsbegründung, wie perfide und manipulativ der Angeklagte vorgegangen sei. Wie er die Nöte der alleinerziehenden Mutter ausnutzte, um an den Buben heranzukommen. Wie er das Kind manipulierte.
Zunächst hatte er den Buben, der damals neun Jahre alt war, beim gemeinsamen Anschauen von Harry-Potter-Videos wie zufällig berührt, im Laufe der folgenden Wochen und Monate steigerte der Mann die Intensität des Missbrauchs. Der Bub ließ sich das gefallen, habe auch niemandem von den Übergriffen erzählt.
Dass der Babysitter regelmäßig bei der Familie und auch im Bett des Buben übernachten konnte, war auch seiner manipulativen Art geschuldet. Er erfand unter anderem eine Ex-Frau und eigene Kinder, um seine Umgebung in Sicherheit zu wiegen.
Dabei sei er so geschickt gewesen, dass er auch Psychologen täuschen konnte. In Stuttgart war er deswegen vor 17 Jahren für den Missbrauch eines Kindergartenkindes nur zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.
Täter macht sich zum Opfer
Als er damit konfrontiert wurde, dass sein Verhalten das eines Pädophilen sei, spielte er den Empörten, erzählte stattdessen eine Geschichte, wie er selber Opfer von Missbrauch wurde. Nach dem Motto: „Ich bin doch Opfer und ihr macht mich zum Täter.“