Penny spaltet mit "wahren Kosten": Das sagen die Kunden in München zur Aktion
München - Elf Uhr früh in der Penny-Filiale am Münchner Gärtnerplatz. Hier ist wie in zahlreichen anderen Filialen am Montag die Aktion "Wahre Kosten" gestartet. Neun Produkte werden die ganze Woche deutlich teurer angeboten. Denn: Im Preis sind sogenannte Umweltkosten enthalten, auf die die Discounter-Kette Penny aufmerksam machen will.
Sucht man in der Filiale gezielt nach den teureren Produkten, findet man Hinweisschilder zur Aktion. Neben dem normal ausgezeichneten Preis von 2,49 Euro, steht etwa beim Maasdamer-Käse der "Wahre-Kosten"-Preis von 4,84 Euro. Ansonsten wartet man vergeblich auf einen Hinweis – auch beim Bezahlen an der Kasse.

"Wahre Kosten" bei Penny: Zaghafter Zuspruch von den Kunden
Als wäre nichts anders geht der Käse für den erhöhten Preis übers Band. Lediglich beim Blick auf den Kassenbon sieht man die Differenz von 2,35 Euro aufgeführt.
Wie kommt die Aktion an? Eine Kundin findet das Ganze gut, sagt sie der AZ. Eine Umlage der Umweltkosten auf den Einkaufspreis würde für sie nicht groß ins Gewicht fallen, sie kaufe ohnehin nur für sich selbst ein. An sich sei die Aktion eine gute Möglichkeit, die Leute dazu zu bringen auf die Umweltfolgen zu achten.

Penny will mit Preisen auf Umweltkosten aufmerksam machen: Manche finden es "unangemessen"
Weiter geht es zur Filiale "Im Franziskanerhof" in Au-Haidhausen. Auch hier sind die entsprechenden Produkte mit zusätzlichen Schildern versehen. Hier regt sich aber Unmut, eine Kundin findet die Aktion nicht in Ordnung. Ihre Kritik: Die erhöhten Preise nicht klar genug gekennzeichnet, sagt sie der AZ. "Penny ist ein Geschäft zum Sparen, einfach die Preise zu erhöhen ohne die Leute groß darauf aufmerksam zu machen, finde ich unangemessen", sagt sie.

Ein weiterer Kunde vor der Filiale sagt: "Um ein Zeichen zu setzen, finde ich die Aktion gut." Der 48-jährige Psychologe aus München habe selbst ein jetzt teureres Produkt gekauft. Um die Leute langfristig für Nachhaltigkeit zu begeistern, sieht er die "Wahren Kosten" aber hinderlich: "Es ist ähnlich wie mit den Klima-Klebern – schlussendlich sorgt das nur für Auflehnung."
Greenpeace geht die Penny-Aktion noch nicht weit genug
Umweltverbände dagegen loben die Aktion des Discounters, es müssten aber konkrete Schritte der Regierung folgen. Matthias Lambrecht, Landwirtschaftsexperte der Umweltorganisation Greenpeace, sagte am Montag: "Die wahren Preise bei Penny machen anschaulich, dass viele Nahrungsmittel ohne Rücksicht auf Umwelt und Klima erzeugt werden."
Doch das reiche nicht aus: "Der Aktion im Supermarkt müssen endlich grundlegende Maßnahmen folgen. Die Supermarktketten sind dabei ebenso in der Pflicht wie die Bundesregierung."
Die Organisation plädiert etwa dafür, die Mehrwertsteuer auf pflanzliche Lebensmittel abzuschaffen. Parallel könne die Mehrwertsteuer auf Fleisch und Milchprodukte, deren Produktion wesentlich umweltbelastender sei als die von Obst und Gemüse, kräftig erhöht werden.
Deutscher Bauernverband wirft Penny Greenwashing vor
Ganz anders sieht das der Deutsche Bauernverband. Der Generalsekretär, Bernhard Krüsken, urteilte: "Die Penny-Aktion zu 'wahren Kosten' ist vor allem ein auf Kosten der Bauern ausgetragenes Greenwashing-Projekt eines Discounters, der sich ansonsten wenig für faire Bepreisung interessiert."
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