Penny spaltet mit "wahren Kosten": Das sagen die Kunden in München zur Aktion

Der Lebensmittel-Discounter Penny hat die Woche mit teils deutlich erhöhten Preisen gestartet – um Umweltkosten auszugleichen. Auch in Filialen in München. Die AZ hat sich vor Ort umgehört. Nicht alle finden die Aktion gut.
Niclas Vaccalluzzo,
dpa |
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Üppiger Aufpreis: Diese Würstchen sind nach neuer Penny-Rechnung deutlich teurer als bisher.
Oliver Berg/dpa 9 Üppiger Aufpreis: Diese Würstchen sind nach neuer Penny-Rechnung deutlich teurer als bisher.
Auch in der Penny-Filiale am Gärtnerplatz in München wird auf die Aktion hingewiesen.
Niclas Vaccalluzzo 9 Auch in der Penny-Filiale am Gärtnerplatz in München wird auf die Aktion hingewiesen.
Auch beim Mozzarella gibt es "wahre Kosten".
Niclas Vaccalluzzo 9 Auch beim Mozzarella gibt es "wahre Kosten".
Im Rahmen der Penny-Aktion kosten die Wiener plötzlich 5,36 Euro.
Niclas Vaccalluzzo 9 Im Rahmen der Penny-Aktion kosten die Wiener plötzlich 5,36 Euro.
Auch das vegane Schnitzel ist teurer.
Niclas Vaccalluzzo 9 Auch das vegane Schnitzel ist teurer.
"3.70 € für löchrigen Käse?!" schreibt Penny zum Bio Maasdamer dazu.
Niclas Vaccalluzzo 9 "3.70 € für löchrigen Käse?!" schreibt Penny zum Bio Maasdamer dazu.
"Dieser Preis ist Käse. Aber nicht für die Umwelt", schreibt Penny zum Maasdamer.
Niclas Vaccalluzzo 9 "Dieser Preis ist Käse. Aber nicht für die Umwelt", schreibt Penny zum Maasdamer.
Bis zu 94 Prozent Preisaufschlag erhebt Penny in den nächsten Tagen, um auf die "wahren Kosten" von Lebensmitteln aufmerksam zu machen.
Penny 9 Bis zu 94 Prozent Preisaufschlag erhebt Penny in den nächsten Tagen, um auf die "wahren Kosten" von Lebensmitteln aufmerksam zu machen.
Die Penny-Filiale in Haidhausen.
Niclas Vaccalluzzo 9 Die Penny-Filiale in Haidhausen.

München - Elf Uhr früh in der Penny-Filiale am Münchner Gärtnerplatz. Hier ist wie in zahlreichen anderen Filialen am Montag die Aktion "Wahre Kosten" gestartet. Neun Produkte werden die ganze Woche deutlich teurer angeboten. Denn: Im Preis sind sogenannte Umweltkosten enthalten, auf die die Discounter-Kette Penny aufmerksam machen will.

Sucht man in der Filiale gezielt nach den teureren Produkten, findet man Hinweisschilder zur Aktion. Neben dem normal ausgezeichneten Preis von 2,49 Euro, steht etwa beim Maasdamer-Käse der "Wahre-Kosten"-Preis von 4,84 Euro. Ansonsten wartet man vergeblich auf einen Hinweis – auch beim Bezahlen an der Kasse.

"Dieser Preis ist Käse. Aber nicht für die Umwelt", schreibt Penny zum Maasdamer.
"Dieser Preis ist Käse. Aber nicht für die Umwelt", schreibt Penny zum Maasdamer. © Niclas Vaccalluzzo

"Wahre Kosten" bei Penny: Zaghafter Zuspruch von den Kunden

Als wäre nichts anders geht der Käse für den erhöhten Preis übers Band. Lediglich beim Blick auf den Kassenbon sieht man die Differenz von 2,35 Euro aufgeführt.

Wie kommt die Aktion an? Eine Kundin findet das Ganze gut, sagt sie der AZ. Eine Umlage der Umweltkosten auf den Einkaufspreis würde für sie nicht groß ins Gewicht fallen, sie kaufe ohnehin nur für sich selbst ein. An sich sei die Aktion eine gute Möglichkeit, die Leute dazu zu bringen auf die Umweltfolgen zu achten.

Bis zu 94 Prozent Preisaufschlag erhebt Penny in den nächsten Tagen, um auf die "wahren Kosten" von Lebensmitteln aufmerksam zu machen.
Bis zu 94 Prozent Preisaufschlag erhebt Penny in den nächsten Tagen, um auf die "wahren Kosten" von Lebensmitteln aufmerksam zu machen. © Penny

Penny will mit Preisen auf Umweltkosten aufmerksam machen: Manche finden es "unangemessen"

Weiter geht es zur Filiale "Im Franziskanerhof" in Au-Haidhausen. Auch hier sind die entsprechenden Produkte mit zusätzlichen Schildern versehen. Hier regt sich aber Unmut, eine Kundin findet die Aktion nicht in Ordnung. Ihre Kritik: Die erhöhten Preise nicht klar genug gekennzeichnet, sagt sie der AZ. "Penny ist ein Geschäft zum Sparen, einfach die Preise zu erhöhen ohne die Leute groß darauf aufmerksam zu machen, finde ich unangemessen", sagt sie.

Die Penny-Filiale in Haidhausen.
Die Penny-Filiale in Haidhausen. © Niclas Vaccalluzzo

Ein weiterer Kunde vor der Filiale sagt: "Um ein Zeichen zu setzen, finde ich die Aktion gut." Der 48-jährige Psychologe aus München habe selbst ein jetzt teureres Produkt gekauft. Um die Leute langfristig für Nachhaltigkeit zu begeistern, sieht er die "Wahren Kosten" aber hinderlich: "Es ist ähnlich wie mit den Klima-Klebern – schlussendlich sorgt das nur für Auflehnung."

Greenpeace geht die Penny-Aktion noch nicht weit genug

Umweltverbände dagegen loben die Aktion des Discounters, es müssten aber konkrete Schritte der Regierung folgen. Matthias Lambrecht, Landwirtschaftsexperte der Umweltorganisation Greenpeace, sagte am Montag: "Die wahren Preise bei Penny machen anschaulich, dass viele Nahrungsmittel ohne Rücksicht auf Umwelt und Klima erzeugt werden."

Doch das reiche nicht aus: "Der Aktion im Supermarkt müssen endlich grundlegende Maßnahmen folgen. Die Supermarktketten sind dabei ebenso in der Pflicht wie die Bundesregierung."

Die Organisation plädiert etwa dafür, die Mehrwertsteuer auf pflanzliche Lebensmittel abzuschaffen. Parallel könne die Mehrwertsteuer auf Fleisch und Milchprodukte, deren Produktion wesentlich umweltbelastender sei als die von Obst und Gemüse, kräftig erhöht werden.

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Deutscher Bauernverband wirft Penny Greenwashing vor

Ganz anders sieht das der Deutsche Bauernverband. Der Generalsekretär, Bernhard Krüsken, urteilte: "Die Penny-Aktion zu 'wahren Kosten' ist vor allem ein auf Kosten der Bauern ausgetragenes Greenwashing-Projekt eines Discounters, der sich ansonsten wenig für faire Bepreisung interessiert."

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26 Kommentare
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  • Gelegenheitsleserin am 03.08.2023 02:13 Uhr / Bewertung:

    Der Hinweis auf die "wahren Kosten" eines Produkts sollte doch den einen oder oder die andere mal zum Nachdenken bewegen.
    Den meisten scheint nicht klar zu sein, dass wir diese Kosten alle gemeinsam zu tragen haben. Vielleicht wäre es doch nicht so verkehrt, wenn sie von den jeweiligen Konsument*innen zu zahlen wären ...

  • Fluxxus am 02.08.2023 14:22 Uhr / Bewertung:

    Ich finde es zynisch, dass ausgerechnet ein Discounter, dessen Angebot sich insbesondere an weniger vermögende und einkommensschwache Mitbürger richtet und der in knallharten Verhandlungen mit den Lieferanten die Preise drückt, ihrer Kundschaft Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen bei ihrem Kaufverhalten einzureden versucht.

  • Kritischer Beobachter am 01.08.2023 13:43 Uhr / Bewertung:

    Es gibt viele Arten, eine unverschämte Preiserhöhung zu rechtfertigen. Diese hier schwimmt halt auf der Welle der letzten Generation und gilt daher als sozialadäquat. Mit welcher Begründung die Mehreinnahmen daherkommen, interessiert ohnehin nur den, der "wegen der angeblichen Nachhaltigkeit" gerne mehr bezahlt. Den Managern dürfte Sozialadäquanz ihrer Boni egal sein.

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