Paukenschlag im Glockenbachviertel: Pink Christmas kündigt jahrelange Kooperation auf

Der langjährige Chef von Pink Christmas, Robert Maier-Kares, wirkt am Telefon aufgewühlt und erleichtert zugleich. Münchens jährlicher queerer Weihnachtsmarkt (heuer vom 24.11. bis 25.12.) mit Geschenkideen, Essen, Proseccobar sowie Musik auf dem Stephansplatz ist seit 20 Jahren eine Institution und gleichzeitig ein fröhlicher Protest für eine offene liberale Gesellschaft. Regelmäßig besuchen oberste Stadtpolitiker wie der Oberbürgemeister und Prominente wie Uschi Glas die Veranstaltung.
Am Donnerstagmorgen hat Maier-Kares nun eine Pressemitteilung veröffentlicht. Darin kündigt er die Partnerschaft mit der Münchner Aids-Hilfe auf, die schon seit Beginn des Christkindlmarktes bestanden hat. Als Grund nennt Maier-Kares eine Neuausrichtung und auch Unzufriedenheit, nämlich darüber, wie intransparent seiner Meinung nach die Aids-Hilfe mit den Spendengeldern umgegangen sei, die vom Pink-Christmas-Weihnachtsmarkt weitergeleitet wurden.
Maier-Kares will nach "reiflicher Überlegung eine Neuausrichtung"
500.000 Euro habe man in den 20 Jahren für die Aids-Hilfe generieren können. Wörtlich heißt es in der Pressemitteilung: "... die Nachvollziehbarkeit im Umgang mit den von uns eingebrachten Mitteln war für uns nicht immer so gegeben, wie wir es uns im Sinne unserer Unterstützer*innen gewünscht hätten." Die Wege der beiden Organisationen haben sich offenbar insbesondere in diesem Punkt auseinanderentwickelt. Auch viele Gespräche hätten an dem Eindruck nichts verändert.

Ob Maier-Kares Veruntreuung vermute? "Nein, auf keinen Fall", sagt er. Dem Eindruck widerspricht er. Man habe sich nur "nach reiflicher Überlegung" für eine Neuausrichtung entschieden. Unter dem Dach von "Pink Christmas Cares" wolle man vorwiegend eine klarere Struktur für Spendengelder schaffen.
"Wollen die Jugend in den Fokus rücken"
Maier-Kares möchte sich für die Jugend starkmachen und daher eine stärkere Kooperation mit der Patrick-Lindner-Stiftung vorantreiben. Projekte wie "Diversity at School" sollen gefördert werden, in denen queere Personen vor Schulklassen von ihrem Alltag und ihren Herausforderungen erzählen.
Bei der Münchner Aids-Hilfe ist man überrascht. Die einseitige Aufkündigung kommt unerwartet. Sie erfahren es von der Abendzeitung. Der Chef Tobias Oliveira-Weismantel ist derzeit im Urlaub. Eine offizielle Stellungnahme werde es daher erst frühestens kommende Woche geben. "Wir hätten die Kooperation gerne weitergeführt", sagt Bernd Müller lediglich, Sprecher der Münchner Aids-Hilfe.