Passivrauchen ist tödlich
Mediziner informieren über den aktuellen Stand der Forschung zum Passivrauchen
MÜNCHEN „Gastronomie-Mitarbeiter sind doch keine Menschen 2. Klasse.“ So werden sie aber am Arbeitsplatz aber behandelt, findet Dennis Nowak vom LMU-Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin. Ihre Belastung sei allein durch das Passivrauchen so groß wie bei einem mittelstarken Raucher.
„Wer wie in der Gastronomie häufig der Fall als Nichtraucher bei der Arbeit starkem Rauch ausgesetzt ist, ist daher doppelt so häufig von Lungenkrebs betroffen. Das würde nirgendwo anders toleriert.“ Nowak und seine Kollegen lassen bei ihrer Beurteilung des aktuellen Forschungsstands wenig Spielraum für Kompromisse. Wer Nichtraucher schützen will, muss das Rauchen verbieten. Weder noch so aufwändige Lüftungsanlagen noch spezielle Raucherbereiche schützen Nichtraucher ausreichend.
Feinstaubmessungen in Münchner Lokalen haben ergeben, dass in Konzentration von lungengängigem Feinstaub in Nichtraucher-Lokalen 50 bis 100-fach niedriger sind, erklärt Rudolf Schierl (LMU).
Dieselben Messungen in einem Münchner Lokal mit „getrenntem“ Nichtraucherbereich ergab keinen wesentlichen Unterschied zwischen Raucher- und Nichtraucherzone. Die Erklärung ist einfach: „Eine Trennung von Raucher- und Nichtraucherräumen funktioniert in der Praxis häufig nicht, da immer wieder Türen geöffnet werden und/oder die Luftströmung ungünstig ist.“ Die kleinen Partikel des Feinstaub verteilen sich daher im Lokal wie sie wollen.
Rückendeckung für ihre Forderung nach einem strengen Rauchverbot holten sich die Münchner LMU-Mediziner Nowak und Schierl bei europäischen Kollegen und Politikern. Unter ihnen der französische Bürgermeister und Abgeordneter der Nationalversammlung Yves Bur. Sein augenzwinkernder Appell an Bayerns Politiker: „Seid mutig! Ich habe das Rauchverbot in Frankreich 2005 vorgeschlagen und bin zwei Jahre später wiedergewählt worden.“
Die Zustimmung unter den Franzosen zum Nichtraucherschutz sei aktuell bei 90 Prozent. Ein ähnliches Bild in Italien, wo neun von zehn Italienern das strikte Rauchverbot befürworten, wie Rosanna Bartolotta erklärte. In Irland fürchtete man um die Pub-Kultur, berichtet Udo Reulbach aus Dublin. Aber es ist nichts passiert. „Sogar im Januar sieht man die Menschen vor den Pubs.“ Auch hier liegt die Zustimmung bei 93 Prozent.
Das Fazit der Experten: „Die aktuelle Regelung in Bayern schützt die Bevölkerung nur ungenügend vor Passivrauch.“ Ein absolutes Rauchverbot müsse her. John Schneider