Partielle Sonnenfinsternis über München: So ist das Spektakel am besten zu beobachten

Zwei Stunden, zwei Minuten und 22 Sekunden dauert das Spektakel: Am Dienstag lässt sich eine partielle Sonnenfinsternis beobachten. Die Volkssternwarte in München erklärt das Phänomen, den genauen Zeitpunkt und wie man kurzfristig noch an eine Spezial-Brille kommt.
von  Rosemarie Vielreicher
Am Dienstag kommt es zu einer partiellen Sonnenfinsternis.
Am Dienstag kommt es zu einer partiellen Sonnenfinsternis. © picture alliance/dpa

München - Himmelsfreunde aufgepasst: An diesem Dienstag (25. Oktober) sollte eine ausgiebige Mittagspause eingeplant werden, eine partielle Sonnenfinsternis steht an. Die AZ hat Björn Wirtjes, Vize-Leiter der Bayerischen Volkssternwarte in München, die wichtigsten Fragen zum Ereignis gestellt:

Was genau passiert bei einer partiellen Sonnenfinsternis?

"Bei einer Sonnenfinsternis generell schiebt sich der Neumond zwischen Erde und Sonne. Bedeckt er sie ganz, ist es eine totale Finsternis. Läuft der Mond aber nicht zentral über die Mitte der Sonnenscheibe, sondern streift er sie nur mehr oder weniger, so spricht man von einer teilweisen oder partiellen Verfinsterung." So wie am Dienstag.

Es gibt neben der totalen und partiellen Sonnenfinsternis einen weiteren "Spezialfall", wie es der Experte nennt: die ringförmige Sonnenfinsternis. "Das ist eigentlich eine totale Finsternis, nur dass der Mond dabei gerade besonders weit weg steht von der Erde, und daher die helle Scheibe der Sonne nicht ganz bedecken kann." Das schaue wie ein Euro mittig auf eine Zwei-Euro-Münze gelegt aus.

Was wird in München zu sehen sein?

Ab 11.14 Uhr (MESZ) beginnt laut dem Experten die schwarze Mondscheibe, sich vor die Sonne zu schieben. "Nur mit sicheren Beobachtungsmethoden lässt sich das verfolgen. Wenn man davon nichts wüsste, würde man nichts merken", so Wirtjes. "Erst um die Zeit der maximalen Bedeckung herum, das ist um 12.14 Uhr, wenn der Mond knapp ein Viertel – in München 23,6 Prozent – der Sonnenscheibe 'angeknabbert' hat, könnte das Tageslicht minimal etwas fahler erscheinen, so als hinge ein leichter Nebel in der Luft."

"Einfach gesagt: In der mittleren Phase sieht die Sonne aus wie ein angebissener Keks" – das sehe man aber nur mit einer Sonnenfinsternisbrille oder ähnlich sicheren Beobachtungsmethoden.

In Hamburg und Berlin würden etwa 30 Prozent der Sonne verfinstert. Das Besondere dieses Mal ist, dass die Sonnenfinsternis nirgends auf der Welt 100 Prozent erreichen wird, so Wirtjes. Es sei eine rein partielle Finsternis.

Wie lange dauert das Spektakel?

Beginn ist wie beschrieben um 11.14 Uhr, Höhepunkt um 12.14 Uhr und das Ende um 13.16 Uhr. Gut zu merken: "Viertel nach elf, Viertel nach zwölf, Viertel nach eins. Genau genommen dauert sie zwei Stunden, zwei Minuten und 22 Sekunden."

Muss man etwas beachten beim Beobachten?

Aufgrund des hohen Infrarotanteils ist der Blick zur Sonne nicht ungefährlich. "Beobachtet man die Sonne ohne ausreichende Schutzmaßnahmen, etwa ungefiltert im Fernglas, führt dies zu augenblicklicher Erblindung. Das ist irreversibel", so der Experte.

Deswegen gilt als "goldene Regel": niemals direkt in die Sonne schauen - "so schnell kann man gar nicht blinzeln, wie das Auge kaputt ist."

Partielle Sonnenfinsternis: Was braucht man zum Schutz?

Zertifizierte Sonnenfinsternisbrillen sind demnach die einfachste Möglichkeit. Wichtig: auf das CE-Zeichen achten.

Diese speziellen Brillen gibt es sogar noch am Montagabend von 19 bis 21 Uhr an der Volkssternwarte (Rosenheimer Str. 145h) zu kaufen. Pro Stück: 4,90 Euro. Wichtig ist dabei zudem, dass die Filterfolie nicht beschädigt wird – etwa durch Fingernägel, Kugelschreiber oder spitze Gegenstände.

Eine Alternative: "Auch eine Lochkamera lässt sich mit einem Schuhkarton in Minutenschnelle sehr einfach basteln." Und so geht es: "Einfach ein möglichst kleines feines Loch in die eine Seite stechen und auf der – möglichst längs – gegenüberliegenden Seite ein großes Rechteck ausschneiden und mit Butterbrot- oder Zellophanpapier bekleben, so dass dort ein Bild der Sonnenscheibe entsteht."

Wie selten ist eine partielle Sonnenfinsternis?

Dem Experten zufolge ist sie, "für einen bestimmten Ort gerechnet, eher die Regel als die Ausnahme." Immer wenn der Mond von uns aus gesehen die Mitte der Sonne – und sei es auch nur knapp – verfehle, sei die Finsternis schon nicht mehr total, sondern nur noch partiell.

Dass es nicht bei jedem Neumond eine Sonnenfinsternis gibt, liege daran, dass die Mondbahn um etwa fünf Grad gegenüber der Erdbahn geneigt ist. Das bedeutet laut Wirtjes, dass der Mond zumeist ober- oder unterhalb der Sonne vorbeiläuft, wenn Neumond ist, und sie deswegen nicht bedeckt. "Entsprechend läuft er bei Vollmond meist ober- und unterhalb des Erdschattens vorbei, deshalb ist nicht jeden Monat eine Mondfinsternis."

Gar nicht mehr allzu lange dauert es, bis die Sonne deutlich mehr verdunkelt sein wird. Wirtjes weiß, dass am 12. August 2026 von München aus die Sonne über 90 Prozent verdunkelt sein wird. Weil es aber keine 100 Prozent sind, spricht man auch hier von einer partiellen Finsternis.

Wann gibt es die nächste totale Sonnenfinsternis?

Das dauert noch deutlich länger. "Erst 2081 gibt es hier wieder eine totale Sonnenfinsternis, wie zuletzt 1999."


www.sternwarte-muenchen.de; die Sonderveranstaltung am Dienstag ist bereits ausgebucht.

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