Parkinson-Patient Fesl: "Otti packt das"

Der Sänger Fredl Fesl hat sich 2001 zu seiner Parkinson-Erkrankung bekannt – wie jetzt auch Schauspieler Ottfried Fischer. Was Fesl Otti rät, wie es ihm jetzt geht, was Ärzte und Kollegen sagen.
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Fredl Fesl leidet seit vielen Jahren an Parkinson
Martha Schlüter Fredl Fesl leidet seit vielen Jahren an Parkinson

Der Sänger Fredl Fesl hat sich 2001 zu seiner Parkinson-Erkrankung bekannt – wie jetzt auch Schauspieler Ottfried Fischer. Was Fesl Otti rät, wie es ihm jetzt geht, was Ärzte und Kollegen sagen.

MÜNCHEN Als die AZ Fredl Fesl um ein Interview bittet, werkelt Bayerns bester Barde gerade in seiner Werkstatt. Seine Frau Monika ist unsicher, ob ihr Mann, der wie Otti Fischer an Parkinson erkrankt ist, heute in der Lage ist, Fragen zu beantworten: Doch dann kommt Fesl doch – und redet: über Fischer, seine Krankheit und die Hoffnung, die er hat.

AZ: Herr Fesl, für viele kam Otti Fischers Erklärung, er sei an Parkinson erkrankt, überraschend. Für Sie auch?

FREDL FESL: Ehrlich gesagt, habe ich das seit langer Zeit vermutet. Ich kenne Otti ja seit über 30 Jahren, bin früher mit ihm in Kleinkunstkneipen aufgetreten. Da hat man natürlich schon gesehen, wie er sich verändert hat. Die Momente, in denen er lange bewegungslos da saß, dann plötzlich wie ein Maschinengewehr losgeredet hat, das waren deutliche Anzeichen.

Trotzdem hat Fischer lange versucht, seine Erkrankung geheim zu halten.

Das habe ich selbst doch auch getan. Erst als die ersten schon gemunkelt haben, ob ich vielleicht Drogen nehmen würde, habe ich mich endlich dazu entschlossen, es allen zu sagen. Ich habe das 2001 in der Talk-Show von Pfarrer Fliege gemacht.

Wie haben Sie sich danach gefühlt?

Es war auf jeden Fall eine Befreiung. Und ich denke, dass es jetzt auch für Otti eine große Erleichterung sein wird. Es ist gut, wenn man mit seinen Mitmenschen möglichst normal über seine Erkrankung sprechen kann. Er braucht jetzt viel Hilfe von seinen Freunden.

Welche Ratschläge können Sie ihm sonst noch geben?

Parkinson ist eine Krankheit, die erst peu à peu schlechter wird. Das hat den Vorteil, dass sich Otti allmählich daran gewöhnen kann. Deshalb sollte Otti auch weiterhin Filme drehen und sein normales Leben weiterleben. Ich bin mir aber hundertprozentig sicher, dass er damit zurecht kommen wird: Otti, du packt das!

Auch Sie haben sich mit der Erkrankung arrangiert, standen jahrelang sogar noch auf der Bühne. Seit drei Monaten ist damit allerdings Schluss.

Ich habe zwölf Jahre lang zwei Mal pro Jahr eine Abschiedstournee gegeben. Damals konnte ich die Artzney so dosieren, dass ich für meinen Auftritt gut versorgt war. Mittlerweile geht das leider nicht mehr. Ich bin im Endstadium der Erkankung angekommen und kann deshalb nicht mehr einschätzen, zu welchen Zeitpunkten ich gut drauf bin.

Wie gestaltet sich dadurch Ihr Alltag?

Ich vergleiche mein Leben mittlerweile mit einer Zugfahrt. Solange der Zug nicht in einen Berg hineinfährt und ich durch das Fenster nach draußen schauen kann, nehme ich am Leben teil. Doch diese Zeiten am Fenster werden immer kürzer. Und irgendwann fahre ich überhaupt nicht mehr aus dem Berg heraus.

So weit ist es zum Glück noch nicht.

Das ist richtig. Letztes Jahr war ich sogar noch mal allein im Urlaub auf Gomera auf den Kanarischen Inseln. Ich wollte einfach sehen, ob ich das noch schaffe. Ansonsten betätige ich mich zu Hause als Allround-Handwerker: Derzeit baue ich gerade den Speicher aus und arbeite an einer Treppe, die in den ersten Stock führen soll.

Haben Sie noch Hoffnung, dass die Krankheit irgendwann heilbar ist?

Es geistern immer wieder Geschichten über verpflanzte Stammzellen durch die Medien. Aber es wird sicher noch 20 Jahre dauern, bis das anwendbar ist. Für mich kommt das zu spät. An Heilung glaube ich nicht mehr.

Interview: Daniel Aschoff

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