Panzerwiesen-Zauber
München – Mit vorsichtigen Flusenhandschuhhänden trägt Ludwig die großformatigen Bilder durch den Raum. Sanft haben die Fotografen sich an das Stadtviertel Hasenbergl herangetastet – entsprechend sanft soll mit den Fotos umgegangen werden. Ein Jahr lang sind zehn junge Münchner und Münchnerinnen durchs Viertel gestreift. Das Foto- und Videoprojekt der Färberei und der Inititiativgruppe, das dabei herausgekommen ist, ist ab Freitag im Kösk zu sehen.
Keiner der Projektteilnehmer lebt am Hasenbergl – eine Chance, sich unvoreingenommen und ohne defensives Denken auf die Suche nach Motiven vom täglichen Leben dort zu machen. „Es ging darum, Außensichten zu zeigen, Innensichten, Leute über den Gartenzaun zu porträtieren“, sagt Projektleiterin Andrea Huber. „Und es ist spannend zu sehen, was die Jugendlichen für Perspektiven gefunden haben.“
Schöne, schonungslose, melancholische Arbeiten sind es geworden. Graue, strenge Architektur – der Stadtteil ist bekannt für seine Betonblöcke. Bunte Kleckse wie Imbisswagen, Plastikstühle. Graffiti, Wohnwagen, tempelartige Supermärkte, Hochzeiten, Hochhauslichter in der Nacht.
Neben den Fotos gibt es auch noch gesprayte Bilder und eine Videoinstallation - mit echtem Sofa
Ludwig Dressler war mit der analogen Kamera seiner Oma unterwegs, sechsmal ist er zur Panzerwiese gefahren, um die Idylle einzufangen. „Man kann sich bei manchen Bildern gar nicht vorstellen, dass das München ist“, sagt der 16-Jährige.
Veronika Zlatanova, 21 Jahre alt und aus Bulgarien, hat sich für Schwarz-Weiß-Fotos entschieden, um das Hasenbergl abzubilden – „für den Ghetto-Effekt“, sagt sie. Das Klischee vom Glasscherbenviertel hält sich halt hartnäckig.
Neben den Fotos gibt es gesprayte Bilder und eine Videoinstallation: Suli Kurban hat ihre Tante, die am Hasenbergl lebt, am Silvesterabend gefilmt. In einer Wohnzimmerszenerie mit Sofa im Kösk zeigt Kurban die Innensicht der Tante – daneben die Silvesternacht im Viertel.
Nach der Ausstellung werden zumindest einige der Bilder in die neue Stadtbibliothek am Hasenbergl umziehen – sie und die Kinder- und Jugendstiftung Castringius haben das Projekt erdacht und finanziert. Das Fotoprojekt selbst wird weitergeführt, mit Fotostreifzügen, mal einzeln, mal in der Gruppe, bei denen sich alle gegenseitig zu Motiven anregen, mit Workshops zu Fotografie, mit Besprechung der Arbeiten. Und der Suche nach dem Zauber im Täglichen.
Kösk, Vernissage am 13. März ab 19 Uhr, dann am 14. und 15. März 16 bis 20 Uhr, Eintritt frei
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