Panzerwiesen-Zauber

Zehn Jugendliche haben sich in Fotos und Videos mit dem Hasenbergl auseinandergesetzt. Herausgekommen sind schöne und melancholische Arbeiten.
Anja Perkuhn |
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Über den Gartenzaun haben die Jugendlichen für das Foto- und Videoprojekt "Hasenbergl" geschaut. Und davor.
Ebru Güngör 16 Über den Gartenzaun haben die Jugendlichen für das Foto- und Videoprojekt "Hasenbergl" geschaut. Und davor.
Schöne, schonungslose, melancholische Arbeiten sind es geworden - die manchmal einfach nur Architektur zeigen...
Mira Ngo Quang 16 Schöne, schonungslose, melancholische Arbeiten sind es geworden - die manchmal einfach nur Architektur zeigen...
...oder die Innensicht der Häuser hinter der Fassade.
Ebru Güngör 16 ...oder die Innensicht der Häuser hinter der Fassade.
Auf Details achten: Dass ein Plastikstuhl interessant sein kann, lernten die Jugendlichen in Workshops.
Andrea Huber 16 Auf Details achten: Dass ein Plastikstuhl interessant sein kann, lernten die Jugendlichen in Workshops.
Bunter Klecks im Grau: Auch das gehört zum Viertelbild.
Andrea Huber 16 Bunter Klecks im Grau: Auch das gehört zum Viertelbild.
Ein wenig Unordnung gibt es selten zu sehen. "Die Bewohner achten sehr auf Sauberkeit, als wollten sie gegen das negative Image arbeiten, das noch viele vom Viertel haben", sagt Andrea Huber.
Anna von Bredow 16 Ein wenig Unordnung gibt es selten zu sehen. "Die Bewohner achten sehr auf Sauberkeit, als wollten sie gegen das negative Image arbeiten, das noch viele vom Viertel haben", sagt Andrea Huber.
"Ich war überrascht, wie viele alte Menschen ich gesehen habe", sagt Veronika Zlatanova. "Und wie viele Polizeiautos herumfuhren."
Veronika Zlatanova 16 "Ich war überrascht, wie viele alte Menschen ich gesehen habe", sagt Veronika Zlatanova. "Und wie viele Polizeiautos herumfuhren."
Das Hasenbergl wurde in den Fünfzigern als Entlastungsstadt für 25 000 Bewohner geplant - vor allem mit Sozialbauten und Eigentumswohnungen für sozial Schwache.
Andrea Huber 16 Das Hasenbergl wurde in den Fünfzigern als Entlastungsstadt für 25 000 Bewohner geplant - vor allem mit Sozialbauten und Eigentumswohnungen für sozial Schwache.
Was vielen Menschen nicht bewusst ist: Kaum ein anderer Stadtteil hat so viel Grün aufzuweisen wie das Hasenbergl.
Ludwig Dressler 16 Was vielen Menschen nicht bewusst ist: Kaum ein anderer Stadtteil hat so viel Grün aufzuweisen wie das Hasenbergl.
Auf 200 Hektar Fläche finden sich auf der Panzerwiese über 180 verschiedene Pflanzenarten - und ein Stück Beton mit Graffiti.
Ludwig Dressler 16 Auf 200 Hektar Fläche finden sich auf der Panzerwiese über 180 verschiedene Pflanzenarten - und ein Stück Beton mit Graffiti.
Motive vom täglichen Leben: Die Wohnwagen gehören natürlich auch dazu.
Andrea Huber 16 Motive vom täglichen Leben: Die Wohnwagen gehören natürlich auch dazu.
Ebenso wie tempelartige Supermärkte, türkische Hochzeiten, Graffiti an Wänden und Hochhauslichter in der Nacht.
Ebru Güngör 16 Ebenso wie tempelartige Supermärkte, türkische Hochzeiten, Graffiti an Wänden und Hochhauslichter in der Nacht.
Suli Kurban hat ihre Mutter (l.) und Tante im Hasenbergl  fotografiert.
Suli Kurban 16 Suli Kurban hat ihre Mutter (l.) und Tante im Hasenbergl fotografiert.
Die Projektleiterinnen Andrea Huber von der Färberei und Anna von Bredow von der Initiativgruppe (v.l.) waren bei einigen Spaziergängen auch dabei und haben fotografiert.
Anja Perkuhn 16 Die Projektleiterinnen Andrea Huber von der Färberei und Anna von Bredow von der Initiativgruppe (v.l.) waren bei einigen Spaziergängen auch dabei und haben fotografiert.
Letzte Feinjustierungen: Ludwig Dressler an der Fotowand.
Anja Perkuhn 16 Letzte Feinjustierungen: Ludwig Dressler an der Fotowand.
Das Fotoprojekt selbst wird weitergeführt, mit Workshops und Fotostreifzügen. Und der Suche nach dem Zauber im Täglichen.
Veronika Zlatanova 16 Das Fotoprojekt selbst wird weitergeführt, mit Workshops und Fotostreifzügen. Und der Suche nach dem Zauber im Täglichen.

München – Mit vorsichtigen Flusenhandschuhhänden trägt Ludwig die großformatigen Bilder durch den Raum. Sanft haben die Fotografen sich an das Stadtviertel Hasenbergl herangetastet – entsprechend sanft soll mit den Fotos umgegangen werden. Ein Jahr lang sind zehn junge Münchner und Münchnerinnen durchs Viertel gestreift. Das Foto- und Videoprojekt der Färberei und der Inititiativgruppe, das dabei herausgekommen ist, ist ab Freitag im Kösk zu sehen.

Keiner der Projektteilnehmer lebt am Hasenbergl – eine Chance, sich unvoreingenommen und ohne defensives Denken auf die Suche nach Motiven vom täglichen Leben dort zu machen. „Es ging darum, Außensichten zu zeigen, Innensichten, Leute über den Gartenzaun zu porträtieren“, sagt Projektleiterin Andrea Huber. „Und es ist spannend zu sehen, was die Jugendlichen für Perspektiven gefunden haben.“

Schöne, schonungslose, melancholische Arbeiten sind es geworden. Graue, strenge Architektur – der Stadtteil ist bekannt für seine Betonblöcke. Bunte Kleckse wie Imbisswagen, Plastikstühle. Graffiti, Wohnwagen, tempelartige Supermärkte, Hochzeiten, Hochhauslichter in der Nacht.

Neben den Fotos gibt es auch noch gesprayte Bilder und eine Videoinstallation - mit echtem Sofa

Ludwig Dressler war mit der analogen Kamera seiner Oma unterwegs, sechsmal ist er zur Panzerwiese gefahren, um die Idylle einzufangen. „Man kann sich bei manchen Bildern gar nicht vorstellen, dass das München ist“, sagt der 16-Jährige.

Veronika Zlatanova, 21 Jahre alt und aus Bulgarien, hat sich für Schwarz-Weiß-Fotos entschieden, um das Hasenbergl abzubilden – „für den Ghetto-Effekt“, sagt sie. Das Klischee vom Glasscherbenviertel hält sich halt hartnäckig.

Neben den Fotos gibt es gesprayte Bilder und eine Videoinstallation: Suli Kurban hat ihre Tante, die am Hasenbergl lebt, am Silvesterabend gefilmt. In einer Wohnzimmerszenerie mit Sofa im Kösk zeigt Kurban die Innensicht der Tante – daneben die Silvesternacht im Viertel.

Nach der Ausstellung werden zumindest einige der Bilder in die neue Stadtbibliothek am Hasenbergl umziehen – sie und die Kinder- und Jugendstiftung Castringius haben das Projekt erdacht und finanziert. Das Fotoprojekt selbst wird weitergeführt, mit Fotostreifzügen, mal einzeln, mal in der Gruppe, bei denen sich alle gegenseitig zu Motiven anregen, mit Workshops zu Fotografie, mit Besprechung der Arbeiten. Und der Suche nach dem Zauber im Täglichen.

Kösk, Vernissage am 13. März ab 19 Uhr, dann am 14. und 15. März 16 bis 20 Uhr, Eintritt frei

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