Ostendorf bekommt Müller-Brot
Die Entscheidung ist gefallen: Der ehemalige Hauptgesellschafter Klaus-Dieter Ostendorf hat am Donnerstag den Zuschlag für die insolvente Großbäckerei Müller-Brot erhalten.
München - Der Gläubigerausschuss entschied sich am Vormittag einstimmig für das Angebot des Multimillionärs aus Niedersachsen. Das erfuhr die AZ aus Bieterkreisen. Ostendorf (65) will 151 von 230 Filialen und das Werk in Neufahrn (Kreis Freising) übernehmen.
Das war wegen eines Hygiene-Skandals Ende Januar geschlossen worden. Unter Ostendorfs Leitung als Hauptgeschäftsführer hatten Lebensmittelkontrolleure seit Juli 2009 immer wieder Ungeziefer wie Schaben, Motten und Mäuse sowie verschmutzte Produktionslinien entdeckt. Diese Mängel führten Ende Januar dazu, dass Müller-Brot die Produktion stoppte. Die Großbäckerei ist bis heute geschlossen.
Dass Ostendorfs Angebot das Rennen gemacht hat, gilt deshalb als große Überraschung. Er hatte als Kopf einer Investorengruppe, zu der auch der andere Müller-Brot-Geschäftsführer Stefan Huhn gehört, für Immobilien und Anlagen am Standort Neufahrn sowie für Marken-, Lizenz- und Patentrechte geboten.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl hat das bestätigt: Ostendorf wird laut Ampferl 151 der 230 Filialstandorte übernehmen. Gleichzeitig wolle er jetzt so schnell wie möglich eine Genehmigung zur Wiederaufnahme der Produktion von den Behörden bekommen.
Mit dieser spekakulären Wende sticht Ostendorf Evi Müller aus. Die Tochter des Firmengründers Hans Müller hatte auch ein Angebot vorgelegt - gemeinsam mit der Münchner Bäckerei Höflinger.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl hält den Verkauf "vor dem Hintergrund der Ausgangssituation" als "Erfolg für alle, für die Gläubiger ebenso wie für die Mitarbeiter. „Schließlich hatte zuletzt kaum noch jemand daran geglaubt, dass eine Rettung möglich wäre.“
Aktuell sind noch rund 1.080 Arbeitnehmer bei Müller-Brot beschäftigt. Ab 1. April werden laut Ampferl bis zu 400 Mitarbeiter übernommen - knapp 700 müssen also gehen. Die betroffenen Mitarbeiter würden umgehend freigestellt. so Ampferl. Er führe bereits die Gespräche mit dem Betriebsrat für Interessenausgleich und Sozialplan.
„Mein Team und ich haben in den letzten sechs Wochen jeden Tag um den Erhalt des Unternehmens und der Arbeitsplätze gekämpft“, sagte Ampferl. „Angesichts der äußerst schwierigen Umstände hätte es weit schlimmer kommen können. Insgesamt freue ich mich, dass es gelungen ist, einige hundert Arbeitsplätze und das Unternehmen zu erhalten.“
- Themen: