Orleansplatz am Ostbahnhof wird clean
MÜNCHEN - Die Polizei stellt fest: Viel weniger Straftaten seit im April 2007 die Videoüberwachung installiert wurde. Der Bezirksausschuss Haidhausen will die Kameras loswerden, aber das Sozialrefrat und das Kreisverwaltungsreferat plädieren für die Übnerwachung. Jetzt entscheidet der Stadtrat.
Jahrelang war der Orleansplatz eine Schmuddelecke: Auf den Bänken am Brunnen waren viele Alkoholiker, Penner und Drogenabhängige und es kam zu Übergriffen. Doch seit die Polizei im April 2007 Videokameras installiert hat, ging die Zahl der Straftaten drastisch zurück.
Die Situation hatte sich bis zum Jahre 2007 „immer weiter verschärft“, so KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle. Immer öfter eskalierte die Situation, Anwohner, Polizei und Sozialbehörden wollten das nicht länger hinnehmen. Als letzte Rettung kamen die Videokameras. Die Lage verbesserte sich schlagartig, wie die Zahlen der Polizei zeigen: Schon im ersten Jahr 2007 reduzierten sich die Straftaten um 20 Prozent. Diese Tendenz setzte sich voriges Jahr fort: Im ersten Halbjahr ging die Zahl der Delikte um 40 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2007 zurück. In der zweiten Jahreshälfte waren die Zahlen ähnlich positiv.
Mittels der Bilder der Videokameras konnte die Polizei schnell eingreifen: Allein von Juli bis November 2008 rückte sie 45 Mal aus, um vor Ort einzugreifen (im ersten Halbjahr 2008 war es 33 Mal).
Anwohner und Geschäftsleute sind begeistert
„Seit April 2007 hat sich die Situation nachhaltig entspannt“, so ein Bericht des Kreisverwaltungsreferats, der nächste Woche im Stadtrat vorgelegt wird. Dazu gehörten neben der Videoüberwachung auch repressive Maßnahmen wie Aufenthaltsverbote. Und: Mehr Sozialarbeit mit der problematischen Szene. Dabei haben auch Geschäftsleute um den Orleansplatz mitgemacht, die sich an einem Kooperationsprojekt des Sozialreferats beteiligten – und Menschen aus der Szene Arbeit boten.
Nun hat der Bezirksausschuss Haidhausen beantragt, die Kameras abzubauen. Unterstützt werden sie vom Gesundheitsreferat: Viele aus der Szene wollten trotz Videoüberwachung den Orleansplatz nicht aufgeben. Und außerdem würden mit den Kameras auch unbescholtene Passanten aufgenommen.
Das Sozialreferat, das am Ostbahnhof seinen Sitz hat, möchte die Kameras belassen: Man müsse nicht nur an die Szene, sondern auch an die Anwohner denken. Die Haidhauser hätten „ihren“ Orleansplatz wieder für sich gewonnen. Deshalb will auch das Kreisverwaltungsreferat wie die Polizei die Kameras hängen lassen.
Willi Bock
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