Olympia in München: Wo die Spiele überall stattfinden würden

An den schönsten Orten in und um München sollen die Sommerspiele ausgetragen werden. Doch auch in den ÖPNV und mehr Grün will die Stadt investieren.
von  Christina Hertel
Der Olympiapark ist das Erbe von 1972.
Der Olympiapark ist das Erbe von 1972. © IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON (www.imago-images.de)

Ursprünglich wollte sich ganz Deutschland für Sommerspiele bewerben. Die Idee ist vom Tisch. Jetzt muss sich München gegen Hamburg, Berlin und das Ruhrgebiet durchsetzen. Die erste Hürde: Die Münchner müssen die Spiele wollen. Am Sonntag können sie darüber bei einem Bürgerentscheid abstimmen. Danach ist entweder alles vorbei – oder der Wettkampf zwischen den deutschen Städten geht weiter.

Achtmal hat sich Deutschland seit den Spielen 1972 in München erfolglos um Olympia beworben. Die Münchner Bewerbung setzt auf die positiven Erinnerungen von damals. Herzstück bleibt der Olympiapark. Anders als Hamburg oder das Ruhrgebiet müsste München kein neues Olympiastadion bauen. Allerdings haben die Konkurrenten auch Ideen: Rhein-Ruhr will aus dem Stadion hinterher Wohnungen machen. In Hamburg soll das Stadion der HSV bekommen.

Hier könnten Wettkämpfe stattfinden

München setzt darauf, die alten Sportstätten zu sanieren und temporäre Hallen aufzubauen. Nur eine neue – nämlich im Olympiapark – ist geplant. Auf der Fläche steht heute noch die frühere Olympia-Eishalle. Inzwischen wurde sie übergangsweise zum Actionsportzentrum umfunktioniert. Es sei immer geplant gewesen, dass dort eine neue Halle gebaut werden soll, heißt es von der Stadt. Deshalb zählt sie diese Halle auch nicht als neu für Olympia.

1. Olympiapark

Wie Heimkommen soll es sich im Olympiapark anfühlen, wenn München wieder Spiele ausrichtet. So wie ‘72 sollen die Leichtathletik-Wettkämpfe im Olympiastadion stattfinden. Und sonst? In der Olympiahalle: Trampolin und Geräteturnen. In der Olympiaschwimmhalle: Wasserspringen. Im SAP-Garden: Handball.
Für dessen Bau wurde die Radrennbahn abgerissen. Die soll nun in eine temporäre Halle auf dem TU-Gelände im Nordteil des Parks entstehen. Dort soll außerdem eine zweite temporäre Halle für Volleyball hin. Und im Süden soll der Park für Trendsportarten erweitert werden.

2. Oberschleißheim

Die Regattastrecke Oberschleißheim aus der Vogelperspektive.
Die Regattastrecke Oberschleißheim aus der Vogelperspektive. © imago sportfotodienst via www.imago-images.de (www.imago-images.de)

Als eine „unverzichtbare Spezialsportstätte“ für Olympische Spiele in München hat Sportminister Joachim Herrmann (CSU) die Regatta-Anlage in Oberschleißheim vor Kurzem bei einem Besuch bezeichnet. Sie soll für Kanu und Rudern verwendet werden. Bis heute wird die Anlage von mehreren Vereinen genutzt. Allerdings warten sie alle schon lange auf die Sanierung ihrer Anlage.

Doch die Stadt investierte zuletzt nur das Nötigste, damit die European Championships stattfinden konnten. Tatsächlich muss die Anlage aber vor Olympia grundlegend saniert werden. Bis zu 99 Millionen könnte das kosten, schätzt die Stadt.
In einem AZ-Interview ging OB Dieter Reiter (SPD) davon aus, dass es dafür Zuschüsse von Bund und Land geben werde. Auch für die zweite Sportstätte im Landkreis, die saniert werden müsste: die Schießanlage in Garching. Erste Schätzung der Kosten: 50 Millionen.

3. Die Theresienwiese

Während auf der einen Seite der Theresienwiese der Oktoberfest-Aufbau läuft, soll auf der anderen eine temporäre Beachvolleyball-Anlage stehen. 15.000 Menschen sollen dort Spielen zuschauen. Auf der Theresienwiese soll außerdem das Zentrum für die bis zu 50.000 Freiwilligen entstehen. In einer Studie, die die Stadt in Auftrag gab, heißt es, dass die temporären Hallen auf der Theresienwiese und der Messe zwei Jahre bleiben und 310 Millionen kosten. Weitere 310 Millionen Euro veranschlagt die Studie für die temporären Stätten im Olympiapark. In der AZ ging der OB von 300 Millionen insgesamt aus.

4. Stadion in Giesing

Das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße.
Das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße. © IMAGO/Ulrich Wagner (www.imago-images.de)

Falls München den Zuschlag für Olympia bekommt, ist das Sechzger Stadion für Rugby vorgesehen. Allerdings, wie das Sportreferat nun mitteilt, nur die Vorrunden. Die Finals sollen in der Allianz Arena stattfinden. Der Grund: Hier könne die Stadt mehr Plätze anbieten.
Olympia hat bereits für einigen Wirbel bei den Löwen gesorgt. Im Konzept heißt es zwar, dass das Stadion für 40 Millionen saniert werden könnte. Gegenüber der AZ erklärte Reiter jedoch, dass es keinen Zusammenhang zwischen Olympia und dem Stadion-Ausbau gebe. Was die Sechzger sauer machte.

5. Was für Unterhaching geplant ist

Der Sportpark Unterhaching, wo sonst die Fußballer der Spielvereinigung und die Footballer (Munich Ravens) spielen, soll bei Olympischen Sommerspielen zum Austragungsort für Hockey werden. Auch in dieses Stadion müsste man wohl investieren. Zum Beispiel gibt es dort keinen Kunstrasen. Beim Bürgerentscheid am Sonntag darf das Umland übrigens nicht mitabstimmen – obwohl es für die Spiele gebraucht wird. 

6. Wettkämpfe weiter weg

Der Starnberger See müsste nicht gereinigt werden.
Der Starnberger See müsste nicht gereinigt werden. © IMAGO/Ulrich Wagner (www.imago-images.de)

Für ein paar Disziplinen müssen die Sportler weiter fahren: So wie 1972 soll der Eiskanal in Augsburg fürs Kanufahren verwendet werden. Das Skizentrum Sonnenbichl in Bad Wiessee am Tegernsee soll die Mountain-Bike- und Downhill Wettkämpfe beheimaten. Im Starnberger See soll Freiwasserschwimmen stattfinden. Geplant ist, dass hier bloß etwa 1000 Menschen zuschauen. An der Seine schauten rund 3500 Menschen zu. Aber anders als die Seine müsste der Starnberger See nicht gereinigt werden.
Am weitesten weg würde Segeln ausgetragen: Hier denkt die Stadt (wie ’72) an Kiel. 

7. Schlosspark Nymphenburg

Punkten will die Münchner Bewerbung mit schönen Kulissen. Und dazu zählt nicht nur das Bergpanorama beim Starnberger See – sondern auch zwei Schlossparks. Vor 12.000 Zuschauern sollen im Nymphenburger Park die Dressurreiter ihr Können zeigen. In der Schlossanlage Schleißheim soll Bogenschießen stattfinden. Und auch die Münchens Innenstadt wird zur Arena. Hier sollen Radrennen stattfinden mit dem Ziel Odeonsplatz. Diese Idee hat sich München von Paris abgeschaut. Da gab es auch Radrennen in der Innenstadt. 

8. Reiten in Riem

So hat das Reitstadion in Riem 1972 ausgesehen.
So hat das Reitstadion in Riem 1972 ausgesehen. © imago sportfotodienst (imago sportfotodienst)

Noch eine Sportstätte von ‘72 soll wieder verwendet werden: Die Olympia-Reitanlage in Riem soll fürs Springreiten genutzt werden. Plätze für 12.000 Zuschauer soll es geben. Sanierungen wären wohl unausweichlich. 1972 waren dort die Kapazitäten fast doppelt so hoch. Die Haupttribüne wurde 2008 gesprengt. 

9. Die Messe

Ein Zentrum von Olympischen Spielen in München würde (neben dem Olympiapark) die Messe in Riem: Fechten, Gewichtheben, Taekwondo, Boxen, Judo und Ringen sollen im Münchner Osten ausgetragen werden. Erfahrung mit Sport-Events hat die Messe schon: Bei den European Championships fanden hier die Bahnradrennen statt.

10. Englischer Garten

Der Englische Garten soll zur Wettkampfstätte werden.
Der Englische Garten soll zur Wettkampfstätte werden. © IMAGO/Zoonar.com/SandraAlkado (www.imago-images.de)

So wie 1972 ist auch diesmal der Englische Garten eingeplant. Damals fand auf der Werneckwiese südlich des Kleinhesseloher Sees Bogenschießen statt. Diesmal plant die Stadt dort Reit-Wettkämpfe (Vielseitigkeit, 10.000 Zuschauer).
Auch das neue Tennis-Stadion von Iphitos beim Englischen Garten ist für Olympia eingeplant. 

11. Die Allianz Arena

Die Fußball-Vorrunden sollen in ganz Süddeutschland stattfinden. Hoffenheim, Augsburg, Freiburg, Nürnberg und Stuttgart listet die Stadt in ihrem Konzept auf. Dass sich die Fußballspiele auf mehrere Städte verteilen, war auch 1972 so. Damals fand das Finale im Olympiastadion statt.

Doch damals stand freilich die Allianz Arena noch nicht. Die wird bei Spielen 2036, 2040 oder 2044 für die Fußball-Finalrunden gebraucht. Vor 70.000 Zuschauern sollen die Mannschaften im Stadion in Fröttmaning gegeneinander antreten. Und zwar nicht nur im Fußball. Auch die Rugby-Finalrunden sollen in der Allianz Arena ausgetragen werden. Denn im Grünwalder ist nicht genug Platz. 

12. Neue Halle in Freising

In Freising will ein Investor eine neue Konzerthalle bauen – die „Munich Arena“. Die braucht München für Olympia. Denn hier soll das temporäre Schwimmbecken rein. Die Olympia-Schwimmhalle genügt den Anforderungen nämlich nicht mehr. Denn inzwischen sind zehn Bahnen Pflicht. Ein solches Bad gibt es nirgends in Deutschland. Das Olympiabad soll für Turmspringen genutzt werden. Außerdem sollen im Dantebad andere Wassersportarten wie Kunstschwimmen ausgetragen werden. 

13. Golf in Eichenried

1000 Zuschauer sollen in Eichenried Golf sehen.
1000 Zuschauer sollen in Eichenried Golf sehen. © OH

Bei den Spielen ’72 gab es Golf als Disziplin noch nicht. Also wurde dafür kein großer Golfplatz angelegt. Richtig im Olympia-Programm ist Golf erst seit 2016. In seiner Olympia-Bewerbung nennt die Stadt Eichenried als Wettkampfstätte. Auf der Anlage werden regelmäßig internationale Turniere gespielt, zuletzt kamen laut dem Golfclub in vier Tagen 60.000 Zuschauer. Allerdings sollen bei Olympischen Spielen dort laut dem Konzept der Stadt nur 1000 Menschen zusehen. In Paris auf einer Anlage in der Nähe von Versailles schauten 32.000 Menschen zu. 

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