Olympia-Attentat: Opferangehörige boykottieren Gedenkfeier

Das neue Entschädigungsangebot haben Hinterbliebene als "Beleidigung" bezeichnet. Der Bund will die laufenden Gespräche fortführen.
AZ/dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
18  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Ein Terrorist zeigt sich am 05.09.1972 auf dem Balkon im Olympischen Dorf der Münchner Sommerspiele.
Ein Terrorist zeigt sich am 05.09.1972 auf dem Balkon im Olympischen Dorf der Münchner Sommerspiele. © picture alliance/dpa/Archivbild

München - Die Angehörigen der Opfer des Olympia-Attentats von 1972 in München wollen nach Medieninformationen die offizielle Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Terroranschlags boykottieren.

"50 Jahre Schmähung, Lügen, Erniedrigung und Abweisung durch die deutsche Regierung und insbesondere bayerische Behörden sind mehr als genug für uns", schrieben Ankie Spitzer und Ilana Romano in Vertretung aller Opferfamilien laut "Bild"-Zeitung in einem Brief an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Hintergrund ist ein seit langem schwelender Streit um Entschädigungszahlungen, sagte Spitzer dem "Spiegel".

Entschädigung: Summe von zehn Millionen Euro im Raum

Zuletzt schien zunächst Bewegung in den Konflikt gekommen zu sein, nachdem den Familien der Opfer weitere Zahlungen in Aussicht gestellt worden waren. Doch auch das neue Angebot der Bundesregierung, des Freistaats Bayern und der Stadt München bezeichnete Spitzer bereits als "Beleidigung". Dem Vernehmen nach stand eine Summe von zehn Millionen Euro im Raum, auf die Zahlungen aus den Jahren 1972 und 2002 in Höhe von rund viereinhalb Millionen Euro angerechnet werden sollten.

Ein Sprecher der bayerischen Staatskanzlei sagte: "Wir bedauern die Absage sehr. Die Verhandlungen werden weiter fortgeführt mit dem Ziel, ein positives Ergebnis zu erreichen." Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums verwies darauf, dass sich der Bund, Bayern und die Stadt München entschieden hätten, zusätzlich zu den bisher gezahlten Beträgen weitere Anerkennungsleistungen für die Hinterbliebenen bereitzustellen.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Bund will laufende Gespräche fortführen

Die Bundesregierung bedauere, dass bislang noch kein Konsens mit ihnen erreicht worden sei. Der Bund sei bereit, die laufenden Gespräche fortzuführen. Der Sprecher betonte auch den Wunsch der Bundesregierung, dass an der Gedenkveranstaltung am 5. September auch Hinterbliebene teilnehmen.

Am 5. September 1972 hatten palästinensische Terroristen einen Anschlag auf die Olympischen Sommerspiele in München verübt. Elf Mitglieder des israelischen Teams, darunter Spitzers Ehemann André, und ein Polizist starben.

Sagt auch der israelische Staatspräsident ab?

In München wird derzeit bei zahlreichen Veranstaltungen der Toten und Verletzten gedacht. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" befürchten offizielle Stellen inzwischen eine Absage des israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog bei der zentralen Veranstaltung am 5. September. "Wenn die Familien der Gedenkfeier fernbleiben, wird es auch für den Präsidenten sehr schwierig werden teilzunehmen", sagte ein mit den Vorgängen vertrauter hochrangiger Regierungsbeamter dem Blatt.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
18 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Karl-Eva am 13.08.2022 19:00 Uhr / Bewertung:

    Die Nachfahren der Opfer des palästinensischen Terrors von 1972 weisen ja unverblümt auf andere Teile der Welt hin (sprich auf die USA), wo man Millionenentschädigungen für jedes einzelne Opfer herausschinden kann. Besser können sie sich nicht selbst entlarven.

  • Kritischer Beobachter am 12.08.2022 16:04 Uhr / Bewertung:

    Es ist traurig, unwürdig und beschämend, dass die Bundesregierung und der Freistaat Bayern bis heute keine Lösung gefunden haben, die internationalem Standard entspricht. Man will es offensichtlich nicht. Man wusste vor den Spielen, dass jüdische Sportler gefährdet waren, man schützte sie nicht. Man wusste, dass die bayerische Polizei mit der Befreiung völlig überfordert war und lehnte das israelische Sonderkommando ab. Die meisten Beiträge im Forum verkennen bis heute die Dimension der damaligen Katastrophe. Die deutsche Bevölkerung hatte 30 Jahre vor dem Attentat zugesehen, wie Millionen von Juden ermordet wurden. Jetzt schauten wieder alle zu, wie Juden in Deutschland ermordet wurden, wieder schützte sie keiner und der Versuch der Rettung ist mit offensichtlich dilettantisch, höflich umschrieben. Eine Einigung muss vor dem Gedenktag her und wenn sie vom Bundespräsidenten ausgeht. An ein paar Millionen hin oder her kann es wohl nicht scheitern, wenn der Wille da ist.

  • Sarkast am 12.08.2022 19:17 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Kritischer Beobachter

    In anderen Teilen der Welt werden heute noch jeden Tag Menschen ermordet.
    Aber die haben natürlich nicht die Lobby wie diese kleine religiöse Minderheit...

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.