Olympia-Attentat: Opferangehörige boykottieren Gedenkfeier
München - Die Angehörigen der Opfer des Olympia-Attentats von 1972 in München wollen nach Medieninformationen die offizielle Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Terroranschlags boykottieren.
"50 Jahre Schmähung, Lügen, Erniedrigung und Abweisung durch die deutsche Regierung und insbesondere bayerische Behörden sind mehr als genug für uns", schrieben Ankie Spitzer und Ilana Romano in Vertretung aller Opferfamilien laut "Bild"-Zeitung in einem Brief an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Hintergrund ist ein seit langem schwelender Streit um Entschädigungszahlungen, sagte Spitzer dem "Spiegel".
Entschädigung: Summe von zehn Millionen Euro im Raum
Zuletzt schien zunächst Bewegung in den Konflikt gekommen zu sein, nachdem den Familien der Opfer weitere Zahlungen in Aussicht gestellt worden waren. Doch auch das neue Angebot der Bundesregierung, des Freistaats Bayern und der Stadt München bezeichnete Spitzer bereits als "Beleidigung". Dem Vernehmen nach stand eine Summe von zehn Millionen Euro im Raum, auf die Zahlungen aus den Jahren 1972 und 2002 in Höhe von rund viereinhalb Millionen Euro angerechnet werden sollten.
Ein Sprecher der bayerischen Staatskanzlei sagte: "Wir bedauern die Absage sehr. Die Verhandlungen werden weiter fortgeführt mit dem Ziel, ein positives Ergebnis zu erreichen." Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums verwies darauf, dass sich der Bund, Bayern und die Stadt München entschieden hätten, zusätzlich zu den bisher gezahlten Beträgen weitere Anerkennungsleistungen für die Hinterbliebenen bereitzustellen.
Bund will laufende Gespräche fortführen
Die Bundesregierung bedauere, dass bislang noch kein Konsens mit ihnen erreicht worden sei. Der Bund sei bereit, die laufenden Gespräche fortzuführen. Der Sprecher betonte auch den Wunsch der Bundesregierung, dass an der Gedenkveranstaltung am 5. September auch Hinterbliebene teilnehmen.
Am 5. September 1972 hatten palästinensische Terroristen einen Anschlag auf die Olympischen Sommerspiele in München verübt. Elf Mitglieder des israelischen Teams, darunter Spitzers Ehemann André, und ein Polizist starben.
Sagt auch der israelische Staatspräsident ab?
In München wird derzeit bei zahlreichen Veranstaltungen der Toten und Verletzten gedacht. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" befürchten offizielle Stellen inzwischen eine Absage des israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog bei der zentralen Veranstaltung am 5. September. "Wenn die Familien der Gedenkfeier fernbleiben, wird es auch für den Präsidenten sehr schwierig werden teilzunehmen", sagte ein mit den Vorgängen vertrauter hochrangiger Regierungsbeamter dem Blatt.
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