Kommentar

Olaf Scholz beim Bürgergespräch auf dem Nockherberg in München: Hemdsärmelig und routiniert

Das Bürgergespräch – neudeutsch "Townhall-Diskussion" – am Donnerstagabend in München muss für Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) trotz der Sauna-Temperaturen im Paulaner auf dem Nockherberg eine Erholung gewesen sein.
von  Ralf Müller
Olaf Scholz beim Bürgergespräch in München.
Olaf Scholz beim Bürgergespräch in München. © imago

München - Dass das Publikum, das zur "Diskussion" mit dem Regierungschef eingeladen war, "handverlesen" war, kann man nicht sagen, aber Stunk wie eine Woche zuvor bei einer Kundgebung auf dem Münchener Marienplatz gab es nicht ansatzweise, sondern nur freundlichen Applaus.

Olaf Scholz auf dem Nockherberg in München: Was schief läuft, liegt an Koalitionspartnern

Mit den Auskünften des Kanzlers nach dem Motto "Wir machen alles richtig und der Rest liegt an den Koalitionspartnern" gab sich das Publikum offensichtlich zufrieden. Das Gesprächsformat machte kritisches Nachbohren jedenfalls nicht möglich. So blieb auch Scholz' Formel, man unterstütze die Ukraine so lange es nötig ist, nicht weiter hinterfragt.

Klare Bekenntnisse gab es vom Kanzler hauptsächlich zu Themen, die er nicht aus eigener Kraft regeln kann. So war er für ein herabgesetztes Wahlalter, für eine wie auch immer geartete Form der Reichensteuer ("das konnten wir im Koalitionsvertrag nicht durchsetzen") und für eine Parität der Geschlechter in den Parlamenten, aber leider hätten die Verfassungsgerichte und die Union etwas dagegen.

Routiniert den Beifall eingeheimst: Olaf Scholz macht in München einen guten Eindruck

Er wiederum sei gegen eine Erhöhung des Renteneintrittsalters. Weiter Rente mit 63? "Naja", sagte Olaf Scholz, was bei ihm wohl so viel wie "nein" heißt. Bildungsfreistellungsgesetz? "Das kann man durch Wahlen lösen", so die Antwort des Bundeskanzlers.

So hangelte sich Scholz hemdsärmelig und routiniert von Thema zu Thema und erhielt reichlich Beifall und machte das, was einem Spitzenpolitiker in schweren Zeiten so übrig bleibt: einen guten Eindruck.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.