Wetterkrise bei der Oidn Wiesn? Wie das traditionelle Oktoberfest sich schlägt

Mit historischen Fahrgeschäften, Volksmusik und gemütlicher Stimmung ist die Oide Wiesn die kleine Schwester des Oktoberfests. Doch wie schlagen sich Schausteller und Wirte bei Regen und weniger Gästen?
von  Maja Aralica
Grauer Himmel und Regen: Wie läuft es bei diesem Wetter auf der Oidn Wiesn?
Grauer Himmel und Regen: Wie läuft es bei diesem Wetter auf der Oidn Wiesn? © ma

Sie ist die kleine, entspannte Schwester des Oktoberfests: die Oide Wiesn. Hier geht es ruhiger, gemütlicher und traditioneller zu. Autoscooter fahren im Retro-Look, das historische Karussell kreist mit seinen blumenverzierten Holzgondeln und in den Festzelten erklingt Volksmusik statt Ballermann-Hits.

Seit 2010 ist die Oide Wiesn fester Bestandteil des Oktoberfests und erstreckt sich über 3,5 Hektar im südlichen Teil der Theresienwiese. Ursprünglich war sie nur für das 200. Jubiläum geplant, um den Gästen einen historischen Einblick zu geben. Die Besucherinnen und Besucher waren aber so begeistert davon – es waren insgesamt 600.000 statt der geplanten 300.000 –, dass sie ab 2011 als fester Teil der Wiesn eingeführt wurde.

Als die AZ an einem verregneten Wiesntag zu Besuch ist, ist wenig los. Der Himmel ist grau, auf dem Kiesboden große Pfützen. Vereinzelt sitzen Kinder im Kettenkarussell, 60er-Jahre Musik dröhnt durch den Regen, und mischt sich mit "Thriller" von Michael Jackson aus der "Geisterhöhle". Dicke Regentropfen glänzen auf den Bierbänken in den Biergärten – doch Menschen sind keine zu sehen. Da stellt sich die Frage: Lohnt sich die Oide Wiesn für die Betreiber?

"Besonderes Flair" auf der Oidn Wiesn

Roman Ziegler von "Zieglers Rahmschmankerl" sagt: "Ja, definitiv." Er hat den Stand von seinem Vater übernommen, der seit 2016 auf der Oidn Wiesn war. Über die Jahre sind immer mehr Besucher dazugekommen. "Es hat sich rumgesprochen, dass es hier entspannter zugeht", sagt Ziegler. Und am Wochenende, wenn das Wetter passt, "geht's hier auch rund".

Für Ziegler zählt vor allem das Miteinander unter den Schaustellern. Nach Feierabend sitzen sie oft zusammen, er feiert sogar seinen Geburtstag hier und lädt Kollegen zum Essen ein. "Dieses Flair ist etwas ganz Besonderes", sagt er.

Roman Ziegler (r.) und Randy W. mögen das traditionelle Flair auf der Oidn Wiesn.
Roman Ziegler (r.) und Randy W. mögen das traditionelle Flair auf der Oidn Wiesn. © ma

Aushilfe Randy W. stimmt zu. "Hier lebt die bayerische Tradition", sagt er. Ein besonderer Moment ist, wenn das Münchner Kindl beim Standl vorbeischaut "Da stehen die Kinder staunend rum. Das ist so ein nahbarer Moment", so Randy W.

Hier ist alles ein bisschen ruhiger und familiärer

Ein paar Schritte weiter dreht das Karussell "Fahrt ins Paradies" seine Runden. Die Gondeln sind in Pastelltönen bemalt, in der Mitte dreht sich eine Discokugel mit. Das Karussell wurde 1939 gebaut und steht seit diesem Jahr sogar unter Denkmalschutz. Vor dem Karussell stehen ein paar Kindergartenkinder und warten, bis sie endlich einsteigen dürfen.

Das historische Karussell "Fahrt ins Paradies".
Das historische Karussell "Fahrt ins Paradies". © ma

Eva Schleifer betreibt das Karussell auf der Oidn Wiesn mit ihrer Familie seit 2010. Das Publikum hat sich in dieser Zeit kaum verändert, viele Stammgäste kommen regelmäßig. Schleifer hat nicht den Eindruck, dass es weniger Besucher gibt. „Hier ist alles ein bisschen ruhiger und familiärer“, sagt sie. Genau das macht die Oide Wiesn schließlich aus.

Eva Schleifer verkauft Fahrkarten für die "Fahrt ins Paradies".
Eva Schleifer verkauft Fahrkarten für die "Fahrt ins Paradies". © ma

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass die Besucherzahlen leicht gesunken sind. 2023 besuchten 480.000 Menschen das historische Oktoberfest-Pendant, 2024 waren es 430.000, also 50.000 Besucher weniger. Wie es heuer ausschaut, zeigt sich freilich noch.

So läuft es in der Boandlkramerei

Auch im Festzelt Boandlkramerei läuft die Oide Wiesn nach Ansicht der Betreiber rund. Wirt Peter Schöniger zeigt sich zufrieden. Besonders das erste Wochenende sei "sehr gut" gewesen. Klar, die Sonne schien, es war heiß und der Biergarten gut besucht.

Und jetzt, da es regnet? "Heute ist Mittwoch und man sieht: Das Zelt ist voll", sagt Schöniger und deutet auf die Gäste auf den Bänken. "Beim Biergarten ist es natürlich schade, dass er abgeht, aber für das Wetter kann keiner was." Bisher sei er jeden Tag zufrieden gewesen. "Wir sind nicht schlechter als im letzten Jahr, aber auch nicht viel besser", räumt er ein.

Peter Schöniger ist Festwirt der Boandlkramerei auf der Oidn Wiesn.
Peter Schöniger ist Festwirt der Boandlkramerei auf der Oidn Wiesn. © IMAGO/STL Studio Liebhart

Schöniger ist heuer das zweite Jahr auf der Oidn Wiesn, als Nachfolger von Beppi Bachmeier, dem Wirt des beliebten Herzkasperlzelts. Ganz ohne Dramatik ist die Vergabe nicht verlaufen – es hatte im Vorfeld Kritik an der Punktevergabe der Stadt gegeben, die Bachmeier nur knapp scheitern ließ.

Die Boandlkramerei ist zum zweiten Mal auf der Oidn Wiesn.
Die Boandlkramerei ist zum zweiten Mal auf der Oidn Wiesn. © IMAGO/S.Gottschalk

Doch die Boandlkramerei scheint gut anzukommen bei den Gästen. Beim AZ-Besuch am frühen Abend herrscht ausgelassene Stimmung, die Gäste sitzen dicht gedrängt auf den Bierbänken, essen und stoßen mit Steinkrügen an. "Wenn der Gast abends nach Hause geht, und mir auf die Schulter klopft und sagt 'ich komme morgen wieder', dann ist das mein größtes Lob", sagt Schöniger. Selbstsicher fügt er hinzu: "Ich glaube, wir müssen uns nicht verstecken."

Trotz Regen auf die Oide Wiesn

Auch wenn das Wetter gerade wenig einladend ist, lassen sich Schausteller und Wirte davon nicht aus der Ruhe bringen. Die Besucher zeigen sich ebenso unbeeindruckt vom Regen: Am Abend füllt sich das Gelände langsam. Mit bunten Regenschirmen schlendern sie zwischen den warm beleuchteten Buden und genießen das gemütliche Oide-Wiesn-Flair.

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