Ökostrom aus der Isar

Der Bau des Praterkraftwerks an der Maximiliansbrücke ist so gut wie fertig - und bald nicht mehr sichtbar: Das neue Wasserkraftwerk wird Strom für 4000 Haushalte erzeugen.
MÜNCHEN Noch zeugen Baumaschinen, Absperrgitter und Container von dem Mega-Projekt an der Großen Isar: Seit gut einem Jahr wird an der Isar an der Maximiliansbrücke das Praterkraftwerk gebaut. Ein Wasserkraftwerk, das für 4000 Haushalte ökologischen Strom erzeugen soll - ein Gemeinschaftsprojekt der Stadtwerke und des Energiedienstleisters GreenCity Energy. Rund zehn Millionen Euro kostet das grüne Kraftwerk. Der harte Winter und das Hochwasser in den vergangenen Wochen haben die Bauzeit ein bisserl verlängert.
Aber in wenigen Wochen werden die Bauarbeiter verschwunden und von dem technischen Wunderwerk fast nichts mehr zu sehen sein. „Es freut mich besonders, dass man dieses Kraftwerk nicht sieht. Es geht nichts vom Altmünchner Charme verloren“, freut sich Oberbürgermeister Christian Ude.
Gestern nutzte Ude gemeinsam mit Stephan Schwarz, Geschäftsführer Versorgung und Technik der SWM, Bernhard Thiersch von der Praterkraftwerk GmbH und Thomas Prudlo von GreenCity Energy die letzte Gelegenheit, das Kraftwerk vor seiner Inbetriebnahme zu besichtigen. In Gummistiefeln stiegen die Männer in den 170 Meter langen Stollen, der unterhalb der Kaskaden gebaut wurde.
Er ist 4,70 Meter hoch und breit, die Wände sind 25 Zentimeter dick, um dem Druck des Wassers standzuhalten. 3000 Kubikmeter Beton haben die Arbeiter verbaut. Noch ist er fast überall trocken. Später werden bis zu 34000 Liter Wasser pro Sekunde durch die Betonröhre rauschen. Das Kraftwerk profitiert von neun Metern Fallhöhe zwischen dem Praterwehr und den Kaskaden.
Am Ende des Tunnels bringt das Wasser eine riesige Turbine – ähnlich einer Schiffsschraube - in Bewegung. Die Drehbewegung treibt einen Generator an, der den Strom erzeugt. Obwohl die Turbine an rund 100 Tagen im Jahr keinen Strom erzeugen wird, weil da die Isar zu wenig Wasser hat, rechnen die Betreiber mit zehn Millionen Kilowattstunden Ökostrom pro Jahr. Er fließt ins öffentliche Stromnetz und kann 4000 Haushalte versorgen. Das bedeutet eine jährliche Einsparung von 9000 Tonnen Kohlendioxid.
Das neue Wasserkraftwerk ist neben Windparks, Solarthermie- und Geothermie-Kraftwerk ein Baustein bei dem Ziel der Stadtwerke, bis 2015 so viel Ökostrom in eigenen Anlagen zu erzeugen, um alle 800000 Münchner Privathaushalte versorgen zu können. Bis 2015 soll so viel grüner Strom produziert werden, dass der ganze Bedarf der Stadt (7,5 Milliarden Kilowattstunden) gedeckt werden kann. Kosten: 9 Mrd. Euro.
Wenige Stunden, nachdem die Besucher das Praterkraftwerk gestern wieder verlassen hatten, schlossen Bauarbeiter die Rechen am Einlaufbauwerk. Sie verhindern, dass Treibgut und Fische hineingezogen werden. Jetzt gehört der Tunnel dem Wasser – ab Juli wird geflutet.