Obdachlose in München: Die Notquartiere sind voll

MÜNCHEN - Den Notquartieren der Stadt geht der Platz aus. Rund 2200 Menschen sind im Moment dort untergebracht. Menschen, die ansonsten kein Dach über dem Kopf hätten. Nur noch 38 Plätze gibt’s – dann sind die Unterkünfte voll. Jetzt schlägt das Sozialreferat Alarm: „Damit ist die Erfüllung der Pflichtaufgabe zur Unterbringung von Obdachlosen akut gefährdet.”
Das Grundproblem: Die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist so angespannt, dass die Betroffenen einfach keine neue Bleibe finden. Erschwerend kommt hinzu, dass immer mehr Großfamilien um Not-Betten bitten. Viele sind Flüchtlinge mit einer Bleibe-Berechtigung und deren nachgezogene Angehörige. Ende Mai waren laut Sozialreferat eine neunköpfige, vier zehn- und drei elfköpfige Familien untergebracht. „Der Zuzug einer weiteren zwölf-köpfigen Familie hat das System im Mai an seine Grenzen gebracht”, berichtet die Behörde.
Es ist mehr als schwierig, für sie eine Anschluss-Wohnung zu finden. Am freien Markt gibt es ohnehin kaum günstigen Wohnraum. Und die Sozialwohnungen in München sind oft nicht groß genug. Darum sei zu befürchten, „dass hier ein auf viele Jahre angelegter Verbleib in der Wohnungslosigkeit droht.” Für die Stadt bedeutet das immense Kosten: Ein Bettplatz in einem Notquartier kostet jährlich mehr als 10000 Euro.
Was also tun? Gestern hat das Thema den Feriensenat des Stadtrats beschäftigt. Der (fast) einstimmige Beschluss: Zwei externe Sozialarbeiter sollen den Familien schon ab nächsten Monat helfen, eine eigene Wohnung zu finden – und zwar auch im Umland. Das Projekt soll bis Ende 2013 knapp 270000 Euro kosten.
Nur die Linke-Stadträtin Brigitte Wolf stimmte dagegen. Sie zieht in Zweifel, dass Sozialpädagogen für die Familien etwas auf dem Wohnungsmarkt erreichen könnten. „Ich halte das für sinnlos.” OB Ude äußert Verständnis für ihre Skepsis, sagt aber: „Wir müssen etwas ausprobieren, um zu sehen, ob es Erfolg hat.” Er macht sich für einen größeren Such-Radius stark: Auch die wenigsten Pförtner oder Sachbearbeiter im Rathaus würden in München wohnen und müssten aufs Umland ausweichen. CSU-Stadtrat Marian Offman schlägt vor, leere Büros in Wohnungen umzuwandeln. „Ich glaube, dass das der richtige Ansatz wäre.”