Nur der Himmel weinte

„Ein verdienter Sieg“, sagt ein enttäuschter Markus später. „Aber Österreich schlagen wir ja sowieso“, tröstet sich Student Hans. Nur kurze Enttäuschung bei den Fans der Nationalelf. Dann feierten sie mit den Kroaten in München
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Lange Gesichter bei den Fans der deutschen Nationalmannschaft. Doch nach einer kurzen Schocksekunde feierten sie dann doch mit bei der kroatischen Fußball-Party.
az Lange Gesichter bei den Fans der deutschen Nationalmannschaft. Doch nach einer kurzen Schocksekunde feierten sie dann doch mit bei der kroatischen Fußball-Party.

MÜNCHEN - „Ein verdienter Sieg“, sagt ein enttäuschter Markus später. „Aber Österreich schlagen wir ja sowieso“, tröstet sich Student Hans. Nur kurze Enttäuschung bei den Fans der Nationalelf. Dann feierten sie mit den Kroaten in München

Vom Tribú an der Lindwurmstraße sind nur noch die Sonnenschirme zu erkennen. Drinnen reiht sich blau-weiß-rotes Trikot an Trikot, auch draußen fiebert eine Menschentraube vor dem Fernseher mit. Für bessere Sicht sind ein paar Kroatien-Fans auf einen geparkten Bauwagen geklettert. Eine alte Dame schleicht gebückt durch den Menge, „Ich wohn’ hier“, erklärt sie. Weit kommt sie nicht. Ein aufgeregtes Kreischen, Springen, in die Arme fallen um sie herum lässt sie erstaunt erstarren – Kroatien hat das erste Tor geschossen. „Wahnsinn!“, kreischt Patricia und fällt Dejan in die Arme. Eine Frau mit Flaggen auf den Backen führt die Rentnerin aus der jubelnden Masse.

Deutschland-Trikots dominieren

Das Paulaner am Nockherberg ist ein gigantisches Public Viewing Camp. Tausende von Leuten im Biergarten, noch mehr in der Festhalle, auch im Gang hängt eine Leinwand, vor der die Fans sitzen, hocken, stehen. Hier dominieren Deutschland-Trikots – und die Stimmung wandelt sich von noch recht zuversichtlich zu sehr angespannt, als Kroatien den zweiten Treffer versenkt. Dann trifft Poldi und der Festsaal wird zur Fankurve. Der Jubel aus dem Saal mischt sich mit dem Jubel im Stadion. Hoffnung keimt wieder auf. Haare werden gerauft. Wild gestikuliert. geschrien. Auf die Sitze gesprungen und dem Schiedsrichter der Mittelfinger entgegengestreckt, begleitet von wüsten Beschimpfungen.

„Ein verdienter Sieg“, sagt ein enttäuschter Markus später. „Aber Österreich schlagen wir ja sowieso“, tröstet sich Student Hans. Da waren alle Nationalelf-Anhänger recht zuversichtlich – kein Wunder, dass viele trotz der Niederlage noch auf die Leopoldstraße pilgerten und sich unter die feiernden Kroaten mischten. Die tanzten ausgelassen im Regen und flitzten zwischen den Polizisten von einer Straßenseite auf die andere. Hupend schob sich ein nicht endend wollender Auto-Corso durch den Stau. „Es sei ihnen gegönnt“, sagt Tommy. Verloren ist ja noch nichts.

Laura Kaufmann

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