NSU-Prozess: Florierender Handel mit Zuschauerplätzen

248 Verhandlungstage lang schwieg Beate Zschäpe, der bisherige Erkenntnisgewinn im NSU-Prozess war eher gering und außer den kontinuierlichen Streitereien zwischen der Angeklagten und ihren Verteidigern gab es kaum nennenswerte Vorkommnisse. All das könnte sich heute ändern, wenn Beate Zschäpe sich erstmals zu ihrer Rolle in der Terrorserie mit mindestens zehn Toten einlassen wird.
München - Dementsprechend groß ist das Interesse an diesem 249. Verhandlungstag. Die Presse-Plätze für den Prozess sind begrenzt und wurden vor Verfahrensbeginn im Losverfahren verteilt. Medienvertreter, die damals leer ausgingen, Opfer-Angehörige und generell an dem Prozess Interessierte müssen sich also selbst um die überschaubare Anzahl an Zuschauerplätzen bemühen.
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Dies führt zu kuriosen Auswüchsen, die man sonst eher vom Verkaufsstart eines neuen Apple iPhone als von einem Strafprozess kennt: Vor dem Eingang des Oberlandesgerichts München bildete sich bereits in der Nacht auf Mittwoch eine lange Schlange.
Ganz vorne dabei sind allerdings nicht nur potentielle Prozesszuschauer, sondern auch ein paar Studenten, die sich so ihre notorisch klammen Geldbeute füllen wollen: Sie ließen sich gegen Geld engagieren, um für andere Plätze freizuhalten.
Während die meisten potentiellen Zuschauer also teilweise seit vier Uhr morgens in der Kälte stehen, um einen der begehrten Plätze zu ergattern, wählten andere die weitaus angenehmere Variante: Bis kurz vor Einlass gemütlich im Warmen bleiben und dann in letzter Minute mit den gebuchten Studenten den Platz tauschen, um ohne große Umstände zum NSU-Prozess zu kommen.