Neustart am Nockherberg: Lerchenberg schmeißt hin

Warum Michael Lerchenberg zurückgetreten ist, wer der neue Barnabas werden könnte, ob es künftig neue Regeln gibt – und wovor die Brauerei Paulaner die größte Angst hat.
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Diese Zwei schmeißen hin: Michael Lerchenberg (re.) und sein Co-Autor Christian Springer
Gregor Feindt Diese Zwei schmeißen hin: Michael Lerchenberg (re.) und sein Co-Autor Christian Springer

Warum Michael Lerchenberg zurückgetreten ist, wer der neue Barnabas werden könnte, ob es künftig neue Regeln gibt – und wovor die Brauerei Paulaner die größte Angst hat.

MÜNCHEN Eine Nacht lang ging Michael Lerchenberg in Klausur. Dann war für Barnabas klar: Er schmeißt hin. Der öffentliche Druck sei so groß geworden, „dass mir eine Rückkehr in die Nockherberg-Kanzel unmöglich erscheint“, sagte er. Sein Co-Autor Christian Springer schloss sich an. In seiner Predigt hatte Lerchenberg Außenminister Guido Westerwelle mit einem KZ-Aufseher verglichen. Die wichtigsten Fragen zum Neustart am Nockherberg:

Musste Lerchenberg zwingend gehen? Offenbar stand Paulaner nach dem Eklat nicht mehr hinter ihm. Strauß-Double Helmut Schleich sagt: „Es war zu befürchten, dass er gehen muss.“ Paulaner dankte Lerchenberg für die Zusammenarbeit – und lud ihn als Gast zum Derblecken 2011 ein.

Hat sich Michael Lerchenberg entschuldigt? Nein. Er habe niemanden geschont und sei „nie parteiisch“ gewesen. Darauf sei er stolz, schrieb er am Freitag in einem Brief. „Wenn diese Form der anspruchsvollen, satirischen, politischen Predigt auf Dauer dem Nockherberg nicht zuzumuten ist, ist es besser, man zieht seine Konsequenzen und macht den Weg frei für einen unbelasteten Neubeginn.“

Wer wird der neue Barnabas? Viele wünschen sich Bruno Jonas zurück. Seine Predigten gelten mit als die besten. Nach dem Erfolg von Helmut Schleich als FJS im Singspiel – wechselt er auf die Kanzel? „Wenn Michael wegen dieser Rede geht, will ich gar nicht antreten“, sagt Schleich der AZ. Denkbar wäre auch Andreas Giebel. „Soweit will ich noch nicht denken“, sagte er. Ein radikaler Neubeginn wäre Monika Gruber als Predigerin.

Was bringt der Skandal Paulaner? Der Rummel hat der Brauerei so viel Aufmerksamkeit verschafft, dass sich der Werbewert mehr als verdoppelt. Marketingexperte Hans-Dieter Maier schätzt den aktuellen Wert des Skandals auf bis zu drei Millionen Euro. Mit 2,67 Millionen Zuschauern nähert sich der Nockherberg an Quoten von „Germany’s next Topmodel“ an.

Wird es auf dem Nockherberg neue Regeln geben? Unwahrscheinlich. 2009 warfen die damaligen Singspiel-Autoren der Brauerei Zensur vor. Diesen Fehler wird Paulaner nicht erneut machen.

Bleiben Politiker dem Derblecken künftig fern? Das ist die größte Angst von Paulaner. Nach Westerwelle kündigte auch Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer einen Boykott an. Strauß-Double Schleich sieht die „Gefahr, dass der Nockherberg an Bedeutung verliert“.

Wie reagieren die bayerischen Politiker? "KZ-Vergleiche sind zum Glück nun einmal inakzeptabel, generell und für jeden; deswegen musste der Nockherberg-Fastenprediger Michael Lerchenberg gehen", sagt SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher. Die Landtags-Grünen hingegen bedauern Lerchenbergs Rückzug.

Läuft der Maibock-Anstich Paulaner den Rang ab? Möglich. Dort derbleckt Django Asül. „In den letzten Jahren hat es bei uns keine so harten Aussagen gegeben“, sagt Hofbräu-Direktor Michael Möller. „Ich vertraue Django auch heuer.“

Wechselt Lerchenberg nun zu Hofbräu? Möller winkt ab. „Wir wollen keine Moralpredigt wie die von Lerchenberg.“

Anne Kathrin Koophamel

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