Neuntklässler rettet Betrunkenen vor S-Bahn-Tod

Der 17-jährige Schüler Florian Schmidt aus Neubiberg zieht einen 21-Jährigen vom Gleis, der mit dem Hals auf einer Schiene lag. Der junge Held hat dem Betrunkenem das Leben gerettet.
von  Nina Job
Florian stellt nach, wie der Betrunkene neben dem Bahnübergang auf dem Gleis lag. Neben ihm steht seine Mutter Tina Schmidt.
Florian stellt nach, wie der Betrunkene neben dem Bahnübergang auf dem Gleis lag. Neben ihm steht seine Mutter Tina Schmidt. © Daniel von Loeper

München - Florian Schmidt aus Neubiberg ist ein Teenager, der nicht viel Aufhebens um sich macht. Völlig unaufgeregt erzählt der 17-Jährige, wie er einem Menschen das Leben rettete. „Das war doch keine große Sache. Das ist doch völlig normal“, sagt er. Und lächelt.

Es geschah in der vergangenen Woche, am ersten etwas wärmeren Tag im März. Der Schüler hatte am Dienstag Besuch von seiner Freundin Gina (17) aus Würzburg. Die beiden Teenager gingen zusammen zum Bolzplatz neben den Gleisen und spielten Fußball. Der Bahnhof Neubiberg ist etwa 500 Meter entfernt. Ganz in der Nähe ist ein beschrankter Bahnübergang. Alle 20 Minuten fahren die Züge der S7 hier in Richtung City sowie in die andere Richtung zur Kreuzstraße. Die S-Bahnen passieren den Bahnübergang mit nur wenigen Minuten Abstand. Neben dem Übergang sind die Schienen frei zugänglich.

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„Gegen 18.30 Uhr rief meine Mum an, ob wir zum Essen kommen“, erzählt Florian. Die Mutter hatte Spaghetti all’arrabbiata gekocht. Das junge Paar machte sich auf den Heimweg. „Ich hab’ nur zufällig zum Bahnübergang geschaut, da sah ich, dass daneben einer mit dem Hals auf den Gleisen lag.“ Florian Schmidt rannte sofort hin. „Hey! Geh runter! Geh runter!“, schrie er. Doch der Mann reagierte nicht.

Er lag mit dem Gesicht nach unten. „Ich habe ihn runter gezogen, seinen Puls gefühlt und auf ihn eingeredet. Der war geistig nicht mehr da.“

Florian weckte den jungen Mann und half ihm aufzustehen. Kurz darauf rauschte nur wenige Meter entfernt die S-Bahn in Richtung Kreuzstraße vorbei, dann die zweite in entgegengesetzter Richtung. „Ich hab ihn gefragt, ob er was genommen hat. Er antwortete: ,Ja’ – Ich hab’ gefragt: ,Was?’ – Er antwortete wieder: ,Ja.’“ Erst viel später, als die Polizei dazu kam, stellte sich heraus, dass der Mann über zwei Promille Alkohol im Blut hatte.

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„Der wusste gar nicht mehr, was er tat und wer er ist“, berichtet der Lebensretter. Plötzlich sei der Mann auf einen Radfahrer zugetorkelt und habe ohne Grund gegen dessen Fahrrad geschlagen. „Dann sprang er herum und schlug mit einem Ast um sich. Schließlich legte er sich über einen Zaun. Und zwischendurch wollte er, dass ich ihn auf Facebook adde. Aber er hat mir ein Bild von einem anderen Mann auf seinem Handy gezeigt...“

Florian wusste nicht recht, was er nun tun sollte. Als ein Passant, der aus der S-Bahn ausgestiegen war, vorbeikam, sprach ihn Florian an. „Er riet mir, die Polizei zu rufen.“ Das tat der Schüler. Doch als die Polizei eintraf, war der 21-Jährige in einen nahen Wald gelaufen. Die Polizei musste ihn erst suchen.

Eine Streife brachte den Sturzbetrunkenen schließlich nach Hause zu seinen Eltern. Da machten sich auch Florian und Gina endlich auf den Heimweg. Die Spaghetti waren längst verkocht. Florians Mutter erfuhr erst nach und nach, was passiert war. Der 17-Jährige erwähnte den Vorfall kaum. „Mein Sohn war schon immer extrem sozial und hilfsbereit.“

Von dem Geretteten hat der Schüler nichts mehr gehört. Vermutlich hat der 21-Jährige aus Ottobrunn noch gar nicht begriffen, in welche Gefahr er sich in seinem Rausch begeben hatte.

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