Neues Rätsel im Mordfall Claudia D. „Die Mutter war sehr dominant"
DÜSSELDORF/MÜNCHEN - Nach der Ermordung der 47-jährigen Münchner Kauffrau Claudia D. in einem Düsseldorfer Hotel haben Kriminalbeamte am Mittwoch ihren Lebensgefährten. Peter S. galt zuerst als Hauptverdächtiger, doch die Polizei glaubt an sein Alibi. Jetzt hat sie einen weiteren Münchner im Visier.
Wer hat Claudia D. (47) ermordet? Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Die gebürtige Düsseldorferin, die seit rund 13 Jahren in München lebte, wurde am Sonntag wohl zwischen 11 und 16 Uhr in ihrem Zimmer im fünften Stock des Düsseldorfer Hotels „Kempe Komfort“ erstickt (AZ berichtete).
Die Polizei will Freunde und Bekannte vernehmen - und alle Hotelgäste
Gestern Vormittag wurde der Lebensgefährte von Claudia D., der Münchner Handelsagent Peter S. (61), von zwei Mitgliedern der Düsseldorfer Soko „Hotel“ in München vernommen. Peter S. war erst Hauptverdächtiger. Die Polizei vermutet den Täter im nächsten Umfeld der Toten – die Hotelzimmertür wurde nicht aufgebrochen, es gibt keine Spuren eines Kampfes.
Um 13. 30 Uhr konnte Peter S. nach Hause. Laut Polizei ist sein Alibi „halbwegs belastbar“. Jetzt konzentrieren sich die Ermittler auf einen weiteren Münchner Bekannten von Claudia D. Auch Freunde aus Düsseldorf wurden am Mittwoch vernommen. Die Soko will auch alle Hotelangestellten und Gäste, die zum Tatzeitpunkt im Drei-Sterne-Haus wohnten, befragen. Laut Polizei Düsseldorf ein schweres Unterfangen: Viele Gäste waren Messebesucher und sind bereits wieder im Ausland.
Die Ermittler fanden im Hotel mehrere Fingerabdrücke
Die Polizei hat im Hotelzimmer 501, in dem Claudia D. am Sonntag gegen 16 Uhr von ihrem Vater Manfred (84) tot aufgefunden wurde, auch Fingerabdrücke gesichert. Sie werden derzeit ausgewertet. Ermittler des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen suchten am Mittwoch gleichzeitig nach DNA-Spuren.
Ein großes Rätsel bleibt der Streit, den Claudia D. am Samstag – ein Tag vor dem Mord – mit ihrer Mutter hatte. Nach Weihnachten war sie bei ihrer Familie in Düsseldorf zu Besuch. Laut Peter S. ging es um „familiäre, private Dinge“. Mehr ist nicht bekannt. „Die Mutter war sehr dominant, genau wie Claudia“, sagte er. Am Sonntag sollte sich die Familie zum Versöhnungsessen treffen – dazu kam es nicht mehr. Auch in der Firma von Claudia D., der Münchner Grundbesitzverwaltung Saal, sind die Angestellten geschockt. Eine Kollegin: „Sie hatte viele Freunde hier, das Ganze geht mir sehr nahe. Sie war immer so fröhlich.“
T. Gautier