Neues Lager für "Help Ukraine": "Die Leute dürfen sich nicht an den Krieg gewöhnen!"

Die "Help Ukraine" hat ein neues Lager - von dort werden Güter ins Kriegsgebiet gebracht.
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In Celine Hertels (l.) Büro bei SAP sammelt Anna Rai (r.) Hilfsgüter. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden half bei der Standortsuche.
In Celine Hertels (l.) Büro bei SAP sammelt Anna Rai (r.) Hilfsgüter. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden half bei der Standortsuche. © Daniel von Loeper

München - Seit Krieg in der Ukraine herrscht, hat Anna Rai in den meisten Nächten nicht mehr als drei Stunden geschlafen und an den meisten Tagen so wenig gegessen, dass sie inzwischen fünf Kilo abgenommen hat. In diesen drei Wochen sei aus ihr - einer Frau, die davon träumte, Werbe-Kampagnen für große Automarken zu entwerfen - eine Aktivistin geworden.

Keine Zeit zum Trauern

So erzählt es Anna Rai, 32 Jahre alt. Sie wuchs selbst in der Ukraine, in der Nähe von Tschernobyl, auf. Ihre Mutter lebt immer noch dort. Zeit, zu trauern, zu begreifen, dass ihre Heimat gerade zerstört wird und sich ihre Familie in Lebensgefahr befindet, hat Anna Rai nicht.

Die Hilfskampagne "Help Ukraine"

Denn als Russland angriff, startete sie gemeinsam mit anderen Ukrainern und Russen die Hilfskampagne "Help Ukraine". Inzwischen helfen Hunderte Personen: Menschen, die in den Sozialen Netzwerken informieren. Dolmetscher, Fahrer, Leute, die spenden und solche, die die Spenden sortieren.

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Alles begann in ihrer Wohnung

Das Ziel war von Anfang an, die Ukrainer vor Ort so schnell wie möglich zu unterstützen und so viele Menschen wie möglich zu retten. Zuerst sammelte Rai Medikamente, Hygiene-Artikel und Lebensmittel in ihrer Wohnung. Doch schnell sei der Hausflur so voll gewesen, dass die Nachbarn nicht mehr zu ihren Wohnungstüren kamen, erzählt sie.

Übergangsweise durfte die Initiative ein Lager an der Einsteinstraße verwenden. Doch weil das Haus abgerissen wird, mussten sie einen Ersatz finden. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) half bei der Suche.

300 Quadratmeter für die Initiative

Mit Erfolg: In die Büroräume des Software-Konzerns SAP zog gestern das Lager ein. Die Mitarbeiter nutzen das etwa 300 Quadratmeter große Büro an der Nymphenburger Straße 68 momentan ohnehin kaum. Seit Corona arbeiten die meisten von Zuhause aus.

Hier können jetzt Spenden abgegeben werden

Ab jetzt können die Münchner hier dienstags bis freitags von 16 bis 20 Uhr und am Wochenende von 10 bis 20 Uhr Spenden abgeben. Am dringendsten würden Medikamente gebraucht, sagt Anna Rai. Eine Liste, was genau benötigt wird, steht auf help-ukraine-de.de.

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250 Tonnen Hilfsgüter wurden bereits transportiert

In dem Lager sortieren die Helfer zuerst die Spenden. Dann bringen Lastwagen, die ursprünglich Waren von Polen nach Deutschland lieferten und danach leer zurückfahren würden, die Hilfsgüter in die Ukraine. 250 Tonnen seien so bereits im Kriegsgebiet angekommen.

Die erste Welle der Hilfsbereitschaft ebbt ab

Ihre Initiative konzentriere sich bewusst auf Menschen, die in der Ukraine leben, sagt Anna Rai. "Denn die, die hier sind, sind in Sicherheit." Jetzt gehe es um die, die "nicht so einfach in einen Laden gehen können, um sich etwas zu kaufen - weil es dort keine Läden mehr gibt."

Bis die Waren vor Ort ankommen, vergehe manchmal eine Woche, sagt Anna Rai. Doch schwieriger als der Transport sei etwas anderes: "Das Gefühl, dass nach der ersten Welle der großen Hilfsbereitschaft, sich die Menschen an den Krieg gewöhnen."

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9 Kommentare
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  • BBk am 17.03.2022 08:27 Uhr / Bewertung:

    Niemand von uns Normalen kann sich an den Krieg des Verbrechers Putin gewöhnen aber unsere feigen Politiker können sehr gut wegsehen.

  • Futurana am 17.03.2022 11:43 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von BBk

    Wie feig ? Wie wegsehen? ??

  • BBk am 18.03.2022 07:03 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Futurana

    Unsere Politiker sind feige weil sie nicht einmal nach der Rede von Selenski darüber diskutieren ob nicht doch überhaupt keine Einkäufe mehr in Russland getätigt werden. Sie sind feige weil sie nicht konsequent Putin als das benennen was er ist - ein Kriegsverbrecher. Sie sind feige weil keiner von denen in die Ukraine fährt. Und nochwas die Ukraine verteidigt auch unsere Grenzen. Wenn unsere Politiker nicht jeden Tag konsequent Putin als das benennen was er ist und daran arbeiten ihn international zu ächten dann steht er morgen bei uns im Land. Den Rest können Sie sich ausmalen.

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